Hier schreibe ich über die Ausstellungen, die ich in diesem Jahr besucht habe. Hast du dieselbe Ausstellung besucht? Ich freue mich über ein Feedback von dir. Diejenigen Ausstellungen, die noch aktuell sind, habe ich orange markiert.

Ausstellungen: Januar 2024

Kunstmuseum Thurgau & Kartause Ittingen: Das Kunstmuseum Thurgau und die Kartause Ittingen gehört zu meinen Lieblingsorten in der Schweiz. Der wunderschöne Garten der Kartause lädt zu jeder Jahreszeit zum Verweilen ein. In der kleinen Rokoko-Kapelle und den ehemaligen Mönchszellen findet man Ruhe und Gelassenheit wieder. Das Museum überrascht mit seinen Wechselausstellungen und das Restaurant sowie der Hofladen verwöhnen den Gast mit kulinarischen Köstlichkeiten. Was will man (Frau) mehr?

Aktuelle Ausstellungen:

  • Olga Titus – Das ausgebrochene Pixel (bis 15. Dezember 24)
  • Hans Krüsi – Jeder kann nicht machen was er will (bis 9. Juni 24)
  • Gärten der Kartause – Vernissage, 16. April 24

Ausstellungen: Februar 2024

Heidi Horten Collection in Wien: Die Heidi Horten Collection in Wien gibt es noch nicht so lange – im Juni 2022 öffnete das Museum seine Pforten. Bei meinem Besuch durfte ich im Geiste ein wenig durch Frankreich schlendern. Frankreich spielte eine wichtige Rolle für Heidi Horten, denn die Côte d’Azur ist nicht nur Treffpunkt der Schönen und Reichen, sondern auch der Künstlerinnen und Künstler. Heidi tauschte sich dort mit zeitgenössischen Künstlern aus. Sie kaufte Kunstwerke und lebte mit ihnen. Besonders beeindruckt hat mich der Raum im Museum, der eingerichtet war wie ein Zimmer von Heidi. Wir sehen KünstlerInnen mit Rang und Namen – Werke von Pablo Picasso, Pierre Bonnard uvm.

Aktuelle Ausstellung: WE❤ bis 25. August 2024. WE❤ knüpft mit ihren Schwerpunkten an die im Wiener Leopold Museum gezeigte Ausstellung WOW! an. Schaue dir meinen Blog-Beitrag zu Heidi Horten und ihrer Sammlung an.

Vögele Kultur Zentrum Pfäffikon (SZ): Was Macht mit uns macht. Über Privilegien, Risiken und Chancen (bis 22.09.2024). Was löst das Wort Macht in dir aus? Verbindest du positive oder negative Gefühle damit? Wer Macht hat, kann Situationen verändern – positiv wie negativ. Machtdynamiken sind dazu da bestehende Begebenheiten zu verändern, um bestimmte Ziele zu erreichen. Personen mit Macht können nicht nur Mitmenschen, sondern auch die Gesellschaft und Systeme verändern. Doch wo fängt Machtmissbrauch an? Wer entscheidet wer Zugang, Mitsprache und Besitztum erhält? Macht und Ohnmacht sind eng aneinandergekoppelt. Die Ausstellung im Vögele Kulturzentrum betrachtet Macht aus verschiedenen Perspektiven und lädt uns ein gesellschaftliche und persönliche Machtstrukturen zu reflektieren.

Je besser man die Machtdynamiken versteht, desto eher kann man sich selbst ermächtigen und aktiv entscheiden, welche Machstrukturen man unterstützen möchte und welche nicht. Macht hat jedoch viele Gesichter und ist nicht immer aktiv. Passiv kann Macht durch Wegschauen oder Kontaktabbruch ausgeübt werden. Übst du Macht beispielsweise in deiner Partnerschaft aus? Hörst du zu, wenn dein Partner über seine Gefühle reden möchte oder lenkst du lieber von unangenehmen Gesprächen ab? Auch dies ist Macht. Welche Privilegien hast du und welche Macht geben sie dir? Du kannst lesen? Hast vielleicht studiert? Was für ein Privileg! Fühlst du dich mächtig? Oder fühlst du dich ohnmächtig, weil du glaubst nichts verändern zu können? Interessante Fragen, die es zu beantworten gilt.

Ausstellungen: März 2024

Messe Basel: Caravaggio und seine Zeit (bis 7.4.24). Caravaggio beeinflusst mit seinem Stil Künstlergenerationen bis heute. Chiaroscuro heisst sein Stil – die sogenannte Hell-Dunkel Malerei. Caravaggio spielt mit Licht und Schatten in seinen Werken. Er perfektioniert diesen Stil. Der Betrachter wird ins Bild hineingezogen, denn wir spüren die Dramatik in der dargestellten Szene. Caravaggio weckt Emotionen in uns. So bekomme ich jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich das Bild des ungläubigen Thomas anschaue. Ein Schauer durchfährt mich, wenn mein Blick seinem Finger folgt, der in die Wunde von Jesus’ Körper gleitet. Die Szene ist naturgetreu und realistisch dargestellt. Nichts von der weichen Sfumato-Technik eines Leonardo da Vincis ist hier noch vorhanden.

Caravaggisten heissen seine «Jünger», denn er hat ganze Generationen von Malern beeinflusst. Er selbst liess sich von Giorgione und von Tizian inspirieren. Seine Nähe zur Realität war damals ein Novum und sein Erfolgsrezept. Niemand blieb von seinen Werken unbeeindruckt, nicht einmal seine Konkurrenten. Es gab viele Maler, die sich stilistisch an Caravaggio orientierten z.B. Francesco Rustici. Das Leben von Caravaggio nimmt ein tragisches Ende. Er wird verbannt und ist auf der Flucht. Kurz bevor er vom Papst begnadigt werden soll, wird er auf der Strasse tot aufgefunden. War es eine Rauferei oder sogar ein Auftragsmord? Das Bild des verruchten Künstlers wird er wohl nicht mehr los.

Museum für Gestaltung (Toni-Areal): Margrit Linck, Pionierin der Keramik (bis 14.04.2024). Als erste Frau in der Schweiz eröffnete Margrit Linck im Jahr 1935 eine kommerzielle Töpferei in der Nähe von Bern. Das Modellieren und die Arbeit an der Drehscheibe waren bisher den Männern vorbehalten. Frauen waren für Dekor und Bemalung zuständig. Eine Frau, die ein Unternehmen führt? Auch beinahe undenkbar zu dieser Zeit. Zum Glück war Margrit Linck nicht die Einzige, die solche mutigen Schritte wagte. Sowohl Gebrauchskeramik als auch freie Kunst bzw. eine funktionsbefreite Auseinandersetzung mit Ton waren gleichermassen Bestandteil ihres Schaffens. Für kommerzielle Zwecke produzierte Margrit Linck seriell.

Mich persönlich haben im Toni-Areal vor allem die Gefässe beeindruckt, in denen die Grenzen der beiden Bereiche verschwimmen. Kann ich das noch als Vase verwenden, ist das Kunst oder beides? Margrit Linck experimentiere ihr Leben lang mit Formen, Ausdruck und Technik. Dadurch gab sie ihrem Handwerk neue Impulse und wurde selbst zu einer Pionierin der Keramik. Ihre Werke scheinen zeitlos zu sein. Bis heute zieren ihre Vasen, Schalen und Lampenfüsse viele Wohnungen und Esszimmer. Und bis heute werden ihre Modelle vertrieben – in dritter Generation führt Annet Berger seit 2011 die Manufaktur in Worblaufen bei Bern zusammen mit rund fünf Mitarbeitenden. Kennst du die Signatur von Margrit Linck? Es ist ein Fischsymbol.

Fotografie Forum Frankfurt: Aida Muluneh. On the edge of past future (bis 14.04.2024). Wir sehen kräftige Farben und ausdrucksstarke Frauen auf ihren Fotografien. Doch der Farbenzauber täuscht, denn Aida Muluneh widmet sich drängenden Themen wie Zugang zu Wasser, Nahrung, Bildung oder dem Missbrauch von Macht und von Menschenrechten. Im Fotografie Forum in Frankfurt sind sieben Werkserien der äthiopischen Künstlerin ausgestellt.

Die Szenen wirken meist total surreal und man braucht eine Weile bis man die Pointe entdeckt, da man sich zuerst von den Farben blenden lässt – oder zumindest ging es mir so Die Künstlerin hat in einem realen Setting fotografiert, der sehr ähnlich wie ein Filmdreh gestaltet wurde (siehe Video in der Ausstellung). Man sieht traditionelle, afrikanische Gewänder oder Gegenstände neben modernen Objekten. Einzelne Körperteile wirken teilweise schützend, teilweise bedrängend. Die Serien regen allemal zum Nachdenken an. Die Künstlerin wurde 1974 in Äthiopien geboren und wuchs in Jemen, England und Kanada auf. Sie ist Gründerin des Addis Foto Fest, Ostafrikas erstem internationalen Fotofestival. Heute lebt sie an der Elfenbeinküste und gilt als führende Stimme der afrikanischen Fotografie.

Kunststiftung DZ Bank Frankfurt: Von hier aus. Eine Bestandesaufnahme (bis 15.06.2024). Die grossformatige Aufnahme zeigt Tokio bei Nacht, welche die Künstlerin Viktoria Binschtok selbst fotografiert hat auf einer Reise. Die Künstlerin setzt sich mit der digitalen Bilderflut auseinander und dem Umgang mit den Mechanismen der digitalen Bilderwelt im Raum. Ihre Fotografie, die Tokio bei Nacht zeigt, wird in eine dunkle Wolke eingebettet. Diese versinnbildlicht die «unüberschaubare digitale Bildwirklichkeit». Daneben befinden sich weitere Bilder von ihr, welche sie zuvor über einen Bild-zu-Bild-Such-Algorithmus im Netz erhalten und nacharrangiert hat.

Die Künstler der Ausstellung befassen sich hier vor allem mit der Frage, was die digitale Veränderung für die Fotografie bedeutet. Wie hat sich der Umgang mit Bildern und dem Fotografieren bei dir verändert? Ich mache sicher doppelt so viele Aufnahmen als noch vor 5 Jahren, wenn ich mit dem Handy fotografiere. Am liebsten fotografiere ich aber immer noch mit meiner Spiegelreflexkamera. Die Ausstellung setzt sich mit diesen Fragen auseinander und stellt verschiedene Perspektiven und Herangehensweisen von Künstlern dar.

Ausstellungen: April 2024

Landesmuseum Zürich – Dauerausstellung: Archäologie Schweiz. Schätze aus alter Zeit. Was man bei Bauarbeiten so alles in Zürich-Altstetten entdeckt… Diese wunderschöne Schale ist aus purem Gold und stammt vermutlich aus der Zeit um 1100 v. Chr. Leider kann man nicht mehr nachvollziehen in welchem Kontext die Schale gebraucht wurde, da die Bauarbeiter ihre Arbeit nach dem Fund fortgesetzt haben und so keine Bestandesaufnahme gemacht werden konnte.

Sie wurde ‘verkehrt’ in der Erde gefunden, d.h. mit der offenen Seite nach unten. Es gibt zwei Vermutungen: Entweder war die Schale eine Grabbeillage oder sie diente einem rituellen Zweck. Abgebildet sind Hirsche und Hirschkühe sowie Sonnenscheiben und Mondsicheln. Diese könnten beispielsweise einen Lebenslauf symbolisieren oder als Gabe für die Götter die Fruchtbarkeit in Feld und Stall garantieren. Was denkst du – welchen Zweck erfüllte diese Schale?

 

Centre Dürrenmatt Neuchâtel: Dürrenmatt, Hesse, Rilke und der Wein (bis 14.05.2024). Wusstest du, dass es in Neuenburg ein Dürrenmatt Museum gibt? Ich durfte in der Schule viele Werke von ihm lesen wie «das Versprechen» oder «der Besuch der alten Dame». Ich wusste aber nicht, dass er auch gemalt hat. Er wollte sogar zunächst Maler werden, brach aber mit 25 Jahren sein Studium ab und widmete sich dem Schreiben. Privat malte er jedoch weiter. Als er das Theater entdeckte war das eine Offenbarung, denn dort konnte er beide Leidenschaften kombinieren.

Seine Zeichnungen sind dramatisch und oft nicht auf den ersten Blick zugänglich. Er kümmerte sich wenig um Ästhetik oder um Kunstströmungen. Bis heute ist Dürrenmatt (1921-1990) bei Vielen nur als Schriftsteller bekannt. Das CDN bringt in der Ausstellung seine Bilder in einen Dialog mit seinem literarischen Werk. Das Museum wurde vom Architekten Mario Botta konzipiert und in das ehemalige Wohnhaus von Dürrenmatt integriert. Du kannst deshalb auch mehrere Wohnräume anschauen.

Bei der «Sixtinischen Kapelle» handelt es sich um sein eigen bemaltes WC. An fast all seinen Wohnorten malte der Schriftsteller Wandbilder. Ab den 1960-er Jahren ziert dieses witzige Fresko die Toilette seines Hauses in Neuenburg. Du kannst sogar Figuren aus seiner Literatur erkennen wie den Kaiser aus «Romulus der Grosse» oder den Minotaurus. Auch seinen Hund hat er verewigt, der Zwergspaniel Sheriff (auf der rechten Seite). Dürrenmatt malt dieses stille Örtchen sehr humorvoll aus. Seine Familie bezeichnete es dann als «Sixtinische Kapelle» – in Anlehnung an das Meisterwerk von Michelangelo im Vatikan, welches Dürrenmatt 1966 besuchte.