Im heutigen Blogbeitrag geht es um einen bestimmten Aspekt in der Weihnachtsgeschichte: Die heiligen drei Könige und ihre Gaben. Die drei Könige brachten die Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe. Ich spanne heute einen grossen Bogen vom Mittelalter bis zur zeitgenössischen Kunst und wir schauen uns an, wo und in welcher Form wir diese drei spannenden Materialien finden. Ich schreibe heute nicht nur über die Kunst, sondern auch über meine zweite Leidenschaft: die Pflanzen. Damit verbunden ist das Räuchern von Pflanzen. Ich erzähle dir von der Symbolik von Gold, Weihrauch und Myrrhe sowie vom Räuchern und den damit verbundenen Traditionen. Als Erstes erkläre ich dir die Techniken des Vergoldens anhand des Meckfelder Altars, der zur Klassik Stiftung Weimar gehört. Vom Mittelalter springen wir dann in die klassische Moderne und du erfährst mehr über die goldenen Kunstwerke von Klimt. Ausserdem erzähle ich dir vom Skandal rund um die geklaute goldene Toilette von Maurizio Cattelan. Yves Klein hat ebenfalls goldene Kunstwerke geschaffen und immaterielle Kunst gegen Gold verkauft. Abschliessend komme ich auf die Geschichte von Weihrauch und Myrrhe zu sprechen. Woher kommen die beiden Harze? Welche Bedeutung haben sie in der Kunst? (Zur Podcastfolge über die 3 Könige und ihre Gaben)

Die Geschichte und Interpretation der heiligen drei Könige

Woher kommt die Geschichte der drei Könige überhaupt? Die Quellen für die Darstellung der Geschichte der drei Könige sind das Evangelium von Matthäus, die Prophezeiung von Micha und die Apokryphen. Das sind die Texte, die es nicht in die Bibel geschafft haben.

Die Geschichte, die die meisten von uns kennen, geht so: Die drei Weisen aus dem Morgenland kommen nach Jerusalem und fragen den dortigen Herrscher, König Herodes, wo sie den neugeborenen König Israels finden können. Herodes erschrickt und hat Angst um seine Macht. Seine Hohepriester prophezeien ihm, dass der Messias sich in Bethlehem befindet. Herodes schickt daraufhin die drei Magier nach Bethlehem. Er beauftragt sie Jesus zu suchen und ihm mitzuteilen, wo er ist. Diese folgen dem Stern, finden das Jesuskind in einem Stall und überbringen ihm die Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gott befiehlt ihnen nicht zu Herodes zurückzugehen und so ziehen sie zurück in ihr Land.

Die drei Weisen gelten auch als Gelehrte der Antike. Sie haben unterschiedliche Namen: Magier, Weise, Gelehrte und Könige. Der Begriff “drei Könige” setzt sich erst im 6. Jahrhundert durch. Interessanterweise lässt die Bibel die Anzahl der Weisen offen.  Es werden aber immer drei Gaben genannt und so steht die Zahl drei fest. Die Namen der drei Weisen werden bereits im 3. Jahrhundert erwähnt. In der Kunst finden wir diese aber erst im Mittelalter. Und welcher König bringt nun welche Gaben? Melchior bringt Gold, Balthasar bringt Weihrauch und Caspar Myrrhe.

Caspar ist übrigens der König, der oft als Afrikaner dargestellt wird, also mit dunkler Hautfarbe. Es gibt auch Darstellungen, in denen nicht die drei Könige, sondern die drei Lebensalter gezeigt werden. Und da sind wir bereits bei der Symbolik angekommen. Hast du dich schon einmal gefragt, wofür die drei Gaben stehen? Es gibt viele Interpretationen. Das Material Gold steht symbolisch für die Vollkommenheit der Seele. Weihrauch und Myrrhe sind Symbole für das Männliche und das Weibliche. Aber auch Königtum, Priestertum und Opfertod stehen in diesem Zusammenhang oder Maria, Jesus und Gottvater oder Geburt, Menschwerdung und Tod. Interessant ist auch, dass die Anbetung in Bethlehem und nicht in Jerusalem stattfindet. Für die Volkszählung musste jeder Bürger in seine Heimatstadt reisen, Josefs Familie also nach Bethlehem. So kam es, dass Jesus in Bethlehem geboren wurde. Bethlehem ist aber auch die Stadt von König David. Und dies wiederum betont den königlichen Rang von Christus.

Die Geschichte der drei Könige wird in Kirchen wird oft an bevorzugten Orten dargestellt wie beispielsweise am Mittelportal oder bei Altären. Ein fantastisches Mosaik aus dem 6. Jahrhundert befindet sich in der Basilika Sant’ Apollinare Nuovo in Ravenna. Interessanterweise wird in die Szene frühen Darstellungen mehr einem kaiserlichen Empfang nachempfunden. Das verändert sich im 4. Jahrhundert – Maria hat das Jesuskind nun auf dem Schoss. Der Segensgestus kommt hinzu, aber auch die Demutsgeste des Kniefalles. Im Mittelalter sehen wir dann die höfische Prägung. Pferde und Kamele werden ergänzt, das Exotische wird betont – nicht nur anhand der Kamele, sondern auch anhand der Kleidung der Personen. Es gibt auch Werke, in denen Maria noch auf dem Wochenbett liegt oder kein Stall, sondern eine Ruine mit Landschaftsausblick zu sehen ist. Hier sind wir dann vermehrt in der Romantik. Doch die Krippe setzt sich durch.

Kennst du den Brauch, dass die Sternsinger “K+M+B” und die Jahreszahl an den Türstock schreiben? Für Caspar, Melchior, Balthasar? So kennen wir es heute, aber im frühen Mittelalter hiessen sie noch “Katharina, Margarete und Barbara”. Die drei Frauen gehören zu den 14 nothelfenden Heiligen, die Haus und Stall beschützen sollten. Vor dem Christentum verehrte man sie als Anbeth (Erde), Wilbeth (Sonne) und Barbeth (Mond) – das sind die drei alpenländischen Bethen (auch weiblich-göttliche Trinität genannt).

Räucherst du am Dreikönigstag? Ich räuchere sehr oft während den Raunächten, also zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, aber nicht aus religiöser Überzeugung, sondern weil ich es eine schöne Tradition finde. Der Dreikönigstag bildet den Abschluss der Raunächte. Früher ging man an diesem Tag mit weihenden Pflanzen und Harzen durch Haus und Stall.

Gold im Mittelalter: Der Meckfelder Altar (Martinsaltar), Weimar

Der Meckfelder Altar ist ein gotischer Schnitzaltar, welcher als zentrales Thema den Heiligen Martin darstellt – der der den Mantel mit einem Bettler teilt. Der Altar stammt aus der Thüringischen Dorfkirche in Meckfeld bei Weimar. Nach diesem Altar ist der Meister des Meckfelder Altars benannt, dem in Thüringen mehrere Altäre zugeordnet werden können. Der Altar gehört zur Sammlung der Klassik Stiftung Weimar. Er kann in der Marienkirche in Mühlhausen bestaunt werden. Er ist ohne spätere Übermalungen erhalten. Wie bei vielen gotischen Schnitzaltären sind die bemalten Holzskulpturen in vergoldete Schreine eingestellt. Jede Figur steht also wie in einem Setzkasten in einem eigenen goldenen Abteil.

Wir konzentrieren uns heute auf die vier kleinen Schnitzfiguren in der Predella: Maria und die drei Könige im unteren Teil des Altars. Zu sehen ist eine Figurengruppe von vier bzw. fünf Menschen: Auf der linken Seite Maria, die das Jesuskind auf dem Schoss hält. Vor ihr kniet der erste König. Er ist eindeutig der Älteste: ein Greis, also König Melchior. Er hat ein Kästchen in der Hand und blickt erwartungsvoll zur sitzenden Maria auf. Darin ist das Gold. Hinter ihm steht der nächste König mit einem runden Gefäss in seiner linken Hand. Er ist im besten Mannesalter: Balthasar. Er bringt Weihrauch als Geschenk. Hier hat er eine Krone auf dem Kopf. Ganz rechts, in der Predella ist der schwarzhäutige König: Caspar. Er ist der Jüngste. Er trägt eine Art Turban auf dem Kopf und streckt seine Hand aus, die leider abgebrochen ist. Caspar bringt Myrrhe als Geschenk. Alle Könige haben eine goldene Robe oder Gewand an. Zusätzlich sind die Krone von Maria und von Balthasar sowie die Kopfbedeckung von Caspar golden. Und was bei den Kleidern heute schwarz aussieht, sind verschwärzte Versilberungen. Sie waren mit transparenten farbigen Überzügen bemalt. Die Gewänder leuchteten sehr prächtig bunt und prunkvoll.

Die Techniken des Vergoldens

Was wir hier sehen, ist tatsächlich nicht nur ein Gold-Effekt, sondern echtes Gold! Um goldene Umhänge oder auch die Geschenke der drei Könige darzustellen, hat man Blattgold verwendet. Dazu hat man kleine Goldbarren so lange flach gewalzt, bis eine hauchdünne Goldfolie entstand. Dieses Folienband wurde in Quadrate geschnitten und zwischen Trennblätter gelegt. Die Blattgoldschläger haben mit einer präzisen Schlagtechnik die Pakete aus mehreren Quadraten Goldfolie flachgeklopft. In jedem Durchlauf wurden die Folienquadrate grösser und dünner und mussten wieder in kleinere Quadrate geschnitten und neu zu Paketen gestapelt werden.

Das Bemalen und Vergolden von Skulpturen nennt man das „Fassen“. Fassmaler war schon im Mittelalter ein mehrjähriger Lehrberuf. Denn es brauchte viel Wissen um die Materialien aber auch zu den Herstellungstechniken und jeder Handgriff musste sitzen. Zuerst überzog der Fassmaler die Skulptur mit Leim. Der Leim wurde zum Beispiel aus Tierhäuten oder Tierknochen hergestellt. Die Leimschicht diente dazu, dass die nächsten Schichten gut auf dem Holz hafteten. Aus dem Leim und fein gemahlener Kreide mischte der Fassmaler dann die Grundierung an. Mit einem Pinsel stupft und streicht er die Grundierung auf die Skulptur auf, lässt sie anziehen und setzt dann die nächste Schicht darauf. Sobald alles trocken ist, wird geschliffen. Die Oberfläche muss vollkommen glatt sein, weil sich sonst später jede Rille des Pinselstrichs vom Auftragen der Grundierung im Blattgold abzeichnen würde. Hierfür gab es verschiedene Techniken: Schleifpapier gab es noch nicht, aber feine Raspeln, Fischhäute, Schachtelhalm, oder Lederlappen konnten zum Schleifen und Tierzähne zum Polieren benutzt werden.

Erst wenn alles glatt war, kam der nächste Schritt: Die Vorbereitungsschicht für das Blattgold, das sogenannte Poliment. Das Poliment hat zwei Funktionen: Es dient quasi als weiches Kissen für die Blattvergoldung, damit sie gut poliert werden kann und es ist die farbige Unterlage für die Vergoldung. Denn das Blattgold war so hauchdünn, dass die darunter liegende Farbe durchscheint. Ein Rotton macht die Blattgoldtönung warm, ein weisser, gelber oder blauer Untergrund geben dem Gold eine andere Nuancierung. Für Blattgold wurde oft ein dunkelrot-braune fette Tonerde verwendet. Diese nennt man Bolus. Der Bolus wird mit Eiweiss und etwas Wasser vermischt. Je nach Rezept kommen weitere Zutaten hinzu, aus denen das Poliment gemischt und dann für eine längere Zeit stehen gelassen wird.

Die Vergoldungstechniken aus dem Mittelalter kann man einerseits anhand Analysen nachweisen, andererseits kennt man sie aus Aufzeichnungen. Zum Beispiel beschrieb der italienische Maler Cennino Cennini die Techniken der Blattvergoldung im beginnenden 15. Jahrhundert sehr ausführlich. Es gab aber noch sehr viel mehr Verzierungstechniken, die in der Grundierung oder auf der Vergoldung benutzt wurden, um Stoffmuster nachzubilden. Neben der Blattvergoldung auf Poliment gab es noch die Ölvergoldung. Alle Techniken blieben im Kern über die Jahrhunderte gleich, erfuhren aber auch Abwandlungen und Anpassungen.

Gold in der Moderne: Gustav Klimt – der Meister der Vergoldung

Mit Gold in der Kunst zu arbeiten war mal mehr, mal weniger beliebt. In der (klassischen) Moderne ist es wieder angesagt. Wir denken hier gleich an Gustav Klimt. Seit jeher wird der Name Gustav Klimt mit Gold in Verbindung gebracht. Sämtliche Werke seiner sogenannten Goldenen Periode sind in den Jahren zwischen 1901 und 1909 entstanden. Gerade die goldenen Bilder sind zu einem unverwechselbaren Markenzeichen Klimts geworden. Klimts Vater war übrigens Goldgraveur. Vielleicht hat er sich deshalb für das Material interessiert. Eines von Klimts ersten Werken mit echtem Blattgold ist das berühmte Gemälde „Judith I“. Der Goldcharakter des Gemäldes verstärkt sich noch durch den Rahmen des Bildes. Dieser ist im oberen Bereich mit vergoldetem Metall überzogen. Der Entwurf stammt von Gustav Klimt, die Ausführung von seinem Bruder Georg.

Das bekannteste Bild von Klimt hängt im Belvedere in Wien: Der Kuss (auch Liebespaar) von 1907/08. Vor einem goldenen Hintergrund kniet auf einer Blumenwiese ein Liebespaar. Es ist in kostbare goldene Gewänder gekleidet. Ähnlich wie bei anderen seiner Bilder ist das Gold zusätzlich mit unterschiedlichen Ornamentformen geschmückt. Die Formen und Muster erinnern auch an die byzantinische Malerei. Und die Fülle des Goldes verleiht dem Bild insgesamt eine mystische, transzendente Wirkung. Der Hintergrund ist aus feinem Goldstaub und Goldplättchen gestaltet. Und so scheint das Liebespaar im unendlichen Kosmos zu schweben.

Kunstgeschichtlich fallen die goldenen Werke von Klimt in die Zeit des Jugendstils, der in Österreich durch die Wiener Sezession eine besondere Ausprägung gefunden hat. Der Jugendstil ist eine Gegenbewegung zur Kunstauffassung der damaligen Zeit, die recht starr war. Klimts kunsthandwerkliche Ausbildung fand Eingang in die Stilelemente der dekorativen Malerei mit Natursymbolen, schmückende Linien und floralen und geometrischen Formen. Und apropos Wiener Secession: Das Gebäude in Wien mit dieser hübschen Lorbeer-Kuppel wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Ausstellungsgebäude für zeitgenössische Kunst errichtet. Dort ist auch der berühmte Beethovenfries von Klimt zu sehen aus dem Jahr 1902- eine Hommage an Ludwig van Beethoven.

America: Die goldene Toilette von Maurizio Cattelan

Maurizio Cattelan, der für seine eher krassen Werke bekannt ist, hat die goldene Toilette für das Guggenheim Museum in New York gemacht. America heisst sie und ist aus 18 Karat Gold. Es ist ein voll funktionsfähiges Tiefspülklosett. Der immer gerne provozierende Cattelan hat verfügt, dass sein Kunstwerk auch benutzt werden darf. Das haben die Besucher fleissig gemacht. Es bildeten sich lange Schlangen, so dass man die Zeit am stillen Örtchen auf drei Minuten beschränken musste. 2019 war das Klo Teil einer Ausstellung in England. Dort wurde es aus dem Blenheim-Palast in der Nähe von Oxford geklaut. Die Toilette ist nicht wiedergefunden worden. Man vermutet, dass sie eingeschmolzen wurde.

Yves Klein: Der Verkauf von immateriellen Kunstwerken mit Gold

Skandalös war auch ein bestimmtes Werk von Yves Kleins mit Gold. Der Künstler hatte eine Faszination für die Leere. Ein Kunstwerk von ihm heisst Zone malerischer immaterieller Sensibilität von 1961. Dabei legte Klein ein Ritual zum Verkauf von immateriellen Kunstwerken fest. Er hatte also nichts zu verkaufen. Er bestimmte sogenannte nummerierte Zonen. Diese wollte Klein verkaufen. Dafür erhielt der Käufer ein Zertifikat, also eine Quittung. Der Käufer bezahlte in Gold – Blattgold. Diese Quittungen sind der Beleg der Existenz eines unsichtbaren Kunstwerks. Sie beweisen, dass ein formeller Verkauf des Kunstwerks stattgefunden hat.  Es handelt sich um ein Kunstwerk, das rechtmässig erworben wurde. Klein forderte dann den Käufer auf die Quittung zu verbrennen. Dadurch wurde der Käufer in eine vollkommene und definitive Immaterialisierung einbezogen. Klein warf die Hälfte des erhaltenen Goldes in den Fluss. Das dünne Blattgold flog durch die Luft und landete in der Seine. Einige Wenige haben dies gemacht und es existieren Fotos davon. Es gab unterschiedliche Preise für die Zonen: Zwischen 20 g und 160 g Blattgold.

Der Verkauf des Immateriellen mit gleichzeitiger Vernichtung des Kaufbeweises machten Klein zum Vorläufer der Konzeptkunst. Yves Klein, der Künstler und der Käufer haben ein Geschäft ohne eine dazwischen geschaltete Galerie oder einen Auktionator abgewickelt. So war der Verkauf der immateriellen Zonen eine Kritik am Kunstmarkt.  Yves Klein hat ferner diverse goldmonochrome Bilder gemacht. Er fertigte etwa 40 monogold-Tafeln an. Manche der quadratischen Blätter brachte er gar nicht fest am Bildgrund an. Dies verlieh den Bildern dann etwas Ephemeres. Der perfekte Übergang zum nächsten Thema: Dem Weihrauch.

Heiliger Rauch: Weihrauch und seine Verwendung

Weihrauch leitet sich vom althochdeutschen “wihrouch” ab, was “heiliger Rauch” bedeutet. Auch der lateinische Begriff – Boswellia sacra – enthält das Wort heilig. Geräuchert wird schon seit Menschengedenken. Die ältesten Räuchergaben hat man in den Gräbern der Neandertaler gefunden. Und zwar hat man dort Beifussgaben und anderes Räucherwerk entdeckt. Beifuss ist übrigens die älteste Schutzpflanze der Nordhalbkugel. Aber auch in Tutenchamuns Grab wurde Weihrauch gefunden. Dort, wo Rauch war, da waren auch immer Götter und die unsichtbare, spirituelle Welt. Rauch wurde und wird bis heute bei der Heilung von Krankheiten und bei der Weihung von Räumen benutzt. Zudem kann man damit Nahrungsmittel haltbar machen.

Weihrauch war zeitweise teurer als Gold. Viele kennen heute nur noch die Seidenstrasse, aber es gab damals die so genannte Weihrauchstrasse. Sie entstand im 2. Jahrhundert v. Chr. und war für die damalige Zeit die bedeutendste Handelsstrasse. Sie erstreckte sich auf rund 3000 Kilometern und verband den Süden Arabiens und den Nordosten Afrikas mit der mediterranen Welt, also insbesondere dem Römischen Reich. Alleine die Stadt Rom soll damals 1500 Tonnen Weihrauchharz jährlich benötigt haben. Das wären umgerechnet 10’000 Lastkamele. Und wenn man dann noch bedenkt, dass Weihrauch teuer war. Das Harz konnten sich bis ins Mittelalter nur die Reichen leisten, also der Adel und die Kirche. Spannend ist auch, dass man früher Weihrauch und Myrrhe zu gleichen Teilen geräuchert hat. Die Entwicklung hin zum Weihrauch kam erst später.

Bis heute räuchert man besonders zwischen dem Jul-Fest, also der Wintersonnwende (21.12., längste Nacht des Jahres, auch Mutternacht genannt) und den Raunächten, also zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. Man sagt, dass in dieser Zeit die Schleier zur Anderswelt durchlässiger ist. Deshalb muss man Haus und Stall vor dem Bösen, das zum Vorschein kommen mag, schützen. Die Percht, die Unterweltgöttin der Alpen, reitet in dieser Zeit mit ihrem wilden Gefolge durch die Nacht und nimmt die verlorenen Seelen mit. Hast du die Serie «The Witcher» gesehen? Dort kommt auch das Thema der wilden Jagd vor. Auf die gleiche Symbolik treffen wir übrigens im Norden Europas, nämlich bei Wotan (Odin). Wotan zieht mit seinen Wölfen und seinen zwei Raben durch das Land (die Raben stehen für Zukunft und für Vergangenheit).

Zurück zur Kunst: Ein Gemälde von Adolf Menzel zeigt einen Altar, der eigentlich durch die Weihrauchschwaden im Chorraum schon fast aus dem Blick verschwindet. Auch Weihrauch-Gefässe und Prozessionsdarstellungen, in denen Weihrauch geschwenkt wird, werden in der Malerei oft dargestellt. Das Weihrauchharz wurde übrigens in Ikonenfirnissen benutzt.

Myrrhe: Die stille Teilhaberin in den Dreikönigsdarstellungen

Myrrhe ist wie eine stille Teilhaberin in den Darstellungen der drei Könige. Bei den Recherchen ist mir aufgefallen: Man sieht sie nie. Immer ist sie in einem geschlossenen Gefäss. Was ist nun aber Myrrhe?

Myrrhe ist das Gummiharz, das aus dem bis zu drei Meter hohen und sehr dornigen Myrrhenbaum fliesst, wenn man die Borke anritzt. Der Baum gedeiht in vielen Ländern rund um das rote Meer. Auch wenn das Gummiharz als Malmaterial nicht ganz so populär ist, gibt es doch einige Erwähnungen in mittelalterlichen Texten. Die Maler haben damit zum Beispiel ein Bindemittel für Farben in der Buchmalerei zubereitet. Auch hat man es als Cargo eines im 13. Jh. vor Sumatra gesunkenen Handelsschiffs nachweisen können. Geschätzt wurde die Myrrhe aber für ihre heilende und desinfizierende Wirkung und ihren Wohlgeruch schon weit vor der Geburt des Jesuskindes.

Bereits bei den Babyloniern und im alten Ägypten wurde Myrrhe verwendet. Das Harz hatte dort die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche. Die Babylonier stellten unter anderem Salben damit her. Es wurde aber auch zur Einbalsamierung der Toten verwendet oder als Parfüm für Frauen. Der Name Myrrhe heisst übersetzt “bitter”. Das Harz hat einen balsamisch-bittereren Geruch –   im Gegensatz zum Weihrauch, welcher eine zitronige Note hat. Das Harz ist sehr hautpflegend – es stabilisiert die Haut und stärkt zudem das Nervensystem. Mit all seinen guten Eigenschaften kam es auch in Salbölen vor. Das schliesst den Kreis der wertvollen Geschenke: Mit Salbölen werden wichtige Personen gesalbt.

Bei meiner Recherche fand ich es spannend zu sehen, wie eng die Kunst mit der Medizin, der Religion, dem Spirituellen, das Dargestellte mit dem Herstellungsprozess und den Materialien verwoben sind. Auch greift es tief in das Thema: Was halten wir für wertvoll? Gold und Düfte sind vielleicht gerade deshalb heute wieder sehr gefragt – in der Kunst und im privaten Gebrauch.

Ein letzter Gedanke: So schön Gold, Weihrauch und Myrrhe auch sind, aber ich glaube immer noch, dass das Jesuskind sich über Süssigkeiten mehr gefreut hätte 😉

Dieser Beitrag sowie die Recherche entstand zusammen mit Britta Kadolsky und Lisa Wagner. Höre hier in unsere Podcastfolge #7 – Die Gaben der Heiligen Drei Könige rein.

Kurzes Erklärvideo: Was war dran an der Geschichte der heiligen drei Könige?

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Bilder

  • Meckfelder Altar, Meckfelder Meister, 1502, Martinskirche in Thüringen
  • Kircheninneres (Barocker Altar), Adolph Menzel, um 1852/1855 © Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie
  • Eine Eule steht auf einem Sofa und ist von Weihrauchwolken umgeben ‒ Vignette zum „Briefwechsel Friedrich’s mit der Marquise von Chatelet“, 1882 (EA 1846 – 1857). Adolph Menzel. In: „ADOLPH MENZEL’S ILLUSTRATIONEN ZU DEN WERKEN FRIEDRICHS DES GROSSEN […]“, Band IV, Berlin 1882, Tafel 156 (in der Erstausgabe Band XVII, S. 52) © Hamburger Kunsthalle, Bibliothek, Inv. Nr.: kb-1863-85-451-IV-8
  • Katholischer Gottesdienst, Samuel Rahm, 1839 © Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie
  • Anbetung der hl. Drei Könige (Jänner), Marten I. van Valckenborch, um 1580/1590 © KHM-Museumsverband, Wien
  • Anbetung der Könige, Paolo Caliari, gen. Veronese, 1580/1588 © KHM-Museumsverband, Wien
  • Die Geschenke der hl. Drei Könige, Jan Anton van der Baren, vor 1659 © KHM-Museumsverband, Wien

Kennst du die Farbfeldmalerei? Schaue dir dazu meinen Beitrag über Mark Rothko an.