Holz in seinen mannigfaltigen Verwendungsformen ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags und es begleitet uns ein Leben lang – Neugeborene werden in hölzerne Wiegen gelegt und Tote in hölzernen Särgen begraben. Den heutigen Blogbeitrag widme ich diesem kostbaren Rohstoff und stelle koptische Holzschnitzereien der Spätantike in Ägypten vor.
Verwendungsformen von Holz bzw. Holzschnitzereien in der Spätantike in Ägypten
Solche alten Schnitzereien sind extrem selten, da sie nur überdauern, wenn sie unter optimalen Bedingungen konserviert werden – in Ägypten ermöglicht dies das trockene Klima und die sandige Bodenbeschaffenheit. Holz wurde in der Spätantike vor allem in der Architektur (z.B. tragende Balken), in der Raumausstattung (z.B. Raumeinteilungselemente wie Türen) und für Möbelteile (z.B. Dekorelemente für Truhen) verwendet. Der Rohstoff war selten und man konnte ihn nicht im Überfluss verbrauchen, so dass man an vielen Holzfunden eine Mehrfachverwendung ausfindig machen kann. Dies erschwert natürlich die Bestimmung der ursprünglichen Funktion des Objektes. Zudem darf man nicht vergessen, dass ein unbrauchbares Stück Holz immer noch als Brennholz gebraucht werden kann.
Die Zeit der ägyptischen Spätantike – auch römisch-byzantinische Periode genannt – fällt in die Zeit der christlichen Mission, somit um die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurden vor allem drei heimische Holzarten verwendet: Tamariske, Sycomorenfeige und Akazie. In der Schnitzerei gibt es viele verschiedene Herstellungsmethoden, die sich in ihrer Schnitz-Technik unterscheiden. Ich nehme vor allem Relief- und Flachschnitzereien unter die Lupe.
Je nach Funktion und Position der Holzbalken oder -platten, gibt es unterschiedliche Dekorationsmöglichkeiten. Tragende Balken sind bei den Holzschnitzereien im spätantiken Ägypten oft symmetrisch angelegt und mit Kreuzen oder Inschriften versehen. Kleinere Platten beispielsweise für Türen enthalten meist pflanzlichen oder ornamentalen Dekor. Aber auch Abbildungen von Menschen und Tieren sind zu sehen. Sehr oft wurden symbolische, christliche Motive wie die Weinranke mit Trauben und Blättern verwendet. Bei einigen gefundenen Objekten konnten sogar Farbreste nachgewiesen werden.
Aufgrund des oftmals fehlenden Fundkontextes ist eine genaue Datierung schwierig. Nichtsdestotrotz lassen sich bei einigen Stücken ohne Kontext Hinweise auf die Verwendungsmöglichkeiten schliessen. Zudem können verwandte Darstellungen aus Materialien wie beispielsweise Kalk- und Sandstein, Leinen, Ton, Elfenbein, Bronze oder Pergamentpapier zum Vergleich dienen.
Hier geht’s zu Teil 2 über die architektonische Verwendung von koptischen Holzschnitzereien in Ägypten in der Zeit der Spätantike.
Bilderquelle: Enss, Elisabet: Holzschnitzereien der spätantiken bis frühislamischen Zeit aus Ägypten. Funktion und Dekor ägyptischer Holzschnitzereien aus spätantik-frühbyzantinischer bis frühislamischer Zeit, Wiesbaden 2005.