Heute gibt es einen aussergewöhnlichen Museumstipp. Heute geht es nämlich um Uhren. Wir befinden uns im Musée Atelier Audemars Piguet (keine Werbung). Du hast kein Interesse an Uhren? Lass mich dich vom Gegenteil überzeugen. In Le Brassus, in einem kleinen Dorf im Vallée de Joux in der Westschweiz, liegt das Musée Atelier der Uhrenmarke Audemars Piguet – ein Museum, das die Besucher:innen mit Charme und Kreativität überzeugt, Uhrenliebhaber:innen zum Staunen bringt und Laien (wie mich) mit technischer Verspieltheit und Humor überzeugt.

Die Architektur: Die Spirale

Ganz ehrlich: Ich war zuerst gar nicht per se an den Uhren interessiert, sondern an der Architektur des Gebäudes. Das spiralförmige Gebäude besteht nämlich aus 108 gebogenen Glasplatten (bis 12cm dick) und ist die erste Konstruktion dieser Art in einer solchen Höhenlage. Das mit Gräsern bewachsene Stahldach (470 Tonnen schwer!) windet sich wie eine Uhr auf der Glaskonstruktion. Die Gräser und die Messinggitter an der Aussenseite regulieren Temperatur- und Lichtunterschiede. Zudem absorbieren die Gräser das Regenwasser.

Als Besucher:in gehst du im Uhrzeigersinn bis zur Mitte der Spirale und dann in entgegengesetzter Richtung zurück. Du gehst also durch das Gebäude wie durch die Spiralfelder einer Uhr. Love it! Umgesetzt wurde die Spirale vom Schweizer Architekturbüro CCHE und entworfen von der Bjarke Ingels Group (BIG). Das Museum umfasst aber auch ein historisches Gebäude, nämlich das Wohnhaus von Jules Louis Audemars und Edward August Piguet aus dem Jahr 1868. Dort nahm alles seinen Anfang. Direkt daneben bauen die beiden Gründer im Jahr 1907 die Erweiterung ihrer ursprünglichen Werkstatt und es entsteht die erste Manufaktur.

In diesen beiden Häusern ist heute die Zentrale der Firma untergebracht. Bis in die 1950er Jahre sind bis zu 30 Handwerker dort angestellt. In den 70er Jahren steigt die Zahl auf 100 Angestellte; nicht zuletzt dank dem Erfolg der Royal Oak. Heute beschäftigt Audemars Piguet rund 2000 Mitarbeiter:innen rund um den Globus und hat zwei weitere Fertigungsstandorte errichtet – eine wahre Erfolgsgeschichte.

Besuch im Atélier Audemars Piguet: Tradition und Fortschritt

Während du im Uhrzeigersinn durch das Museum gehst, entdeckst du die «grossen Komplikationen» – du siehst wie die Uhrwerke funktionieren und die Entwicklungsgeschichte der Firma. Und alles ist super interaktiv: Kinetische Installationen und Modelle, aber auch Ratespiele begleiten dich auf deiner Zeitreise. Gegen den Uhrzeigersinn kannst du den Uhrenmacher bei ihrer Arbeit zuschauen oder selbst Hand anlegen und zum Uhrenmacher werden. Hast du schon einmal einen Kreisschliff oder eine Satinierung gemacht? Kein Problem, oder?

Besonders toll: Die custom-made Uhren von Michael Schumacher und von Arnold Schwarzenegger. Oder die Uhr «Black Panther» für den gleichnamigen Comic. Im nächsten Leben werde ich mir dann vielleicht auch so eine Uhr leisten können – bis dahin geniesse ich das Museum 😉

Aktuelle Ausstellung: Simply Complicated. Die temporäre Ausstellung gibt dir einen Einblick in die Entstehungsgeschichte und den vielen Herausforderungen, die die Uhrenmacher und Ingenieure meistern mussten, um die komplizierteste aller Audemars Piguet Uhr herzustellen: Die neue Code 11.59 Ultra-Complication Universelle RD#4. Sieben Jahre dauerte der gesamte Entwicklungsprozess. Wir sehen auch die Uhr L’Universelle, eine Taschenuhr von 1899, die dieses Projekt inspirierte. Ich persönlich finde es faszinierend zu sehen wie viele Menschen hier zusammenarbeiten und alle ihre Kompetenzen verknüpfen müssen, um ein solches Projekt zu realisieren. Es braucht Designer, Konstrukteure, Uhrmacher und Kunsthandwerker sowie die Fähigkeit Neuland zu betreten, um die Grenzen des Machbaren in der Uhrmacherkunst hinauszuschieben.

Das Ergebnis: Kaliber 1000, ein Automatikwerk aus mehr als 1100 Komponenten mit 40 Funktionen und 23 Komplikationen. Darunter eine Grande Sonnerie Supersonnerie, ein ewiger Kalender, ein Chronograph mit Schleppzeigerfunktion und ein fliegendes Tourbillon.

Kennst du den Hasen aus Alice im Wunderland, der immer zu spät kommt? Der Hase ist das Maskottchen des Uhrenherstellers, denn mit einer Uhr von Audemars Piguet ist der Hase endlich pünktlich!

Hier geht es zu einem kurzen Video über die Herstellung der Black-Panther-Uhr:

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Adresse: Musée Atelier Audemars Piguet, Rte de France 18, 1348 Le Brassus
Öffnungszeiten: Führungen von Dienstags bis Samstags. Besichtigung nur mit reservierter Führung möglich.
Hinweis: Die geführten Touren sind mehrere Wochen im Voraus schon ausgebucht. Frühzeitig reservieren.

Siehe dir auch meinen Museumstipp zum Schloss Greyerz (Château de Gruyères) im Kanton Fribourg an.

Bilderquellen / Copyright: Eigene Aufnahmen aus dem Musée Atelier Audemars Piguet © Audemars Piguet (alle Fotos veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Audemars Piguet)