Hier schreibe ich über die Ausstellungen, die ich in diesem Jahr besucht habe. Hast du dieselbe Ausstellung besucht? Ich freue mich über ein Feedback von dir. Diejenigen Ausstellungen, die noch aktuell sind, habe ich im Beitrag orange markiert. Hier eine Übersicht:

Still ongoing:

  • Kunstmuseum Thurgau: Olga Titus – Das ausgebrochene Pixel (bis 15.12.24)
  • Kartause Ittingen: 1524 Stürmische Zeiten – Der Ittinger Sturm im Fokus (bis 30.03.25)
  • Château de Prangin: Was ist die Schweiz? (Dauerausstellung)

Ausstellungen: Januar 2024

Kunstmuseum Thurgau & Kartause Ittingen: Das Kunstmuseum Thurgau und die Kartause Ittingen gehört zu meinen Lieblingsorten in der Schweiz. Der wunderschöne Garten der Kartause lädt zu jeder Jahreszeit zum Verweilen ein. In der kleinen Rokoko-Kapelle und den ehemaligen Mönchszellen findet man Ruhe und Gelassenheit wieder. Das Museum überrascht mit seinen Wechselausstellungen und das Restaurant sowie der Hofladen verwöhnen den Gast mit kulinarischen Köstlichkeiten. Was will man (Frau) mehr?

Aktuelle Ausstellungen:

  • Olga Titus – Das ausgebrochene Pixel (bis 15. Dezember 24)
  • Hans Krüsi – Jeder kann nicht machen was er will (bis 9. Juni 24)
  • Gärten der Kartause

Ausstellungen: Februar 2024

Heidi Horten Collection in Wien: Die Heidi Horten Collection in Wien gibt es noch nicht so lange – im Juni 2022 öffnete das Museum seine Pforten. Bei meinem Besuch durfte ich im Geiste ein wenig durch Frankreich schlendern. Frankreich spielte eine wichtige Rolle für Heidi Horten, denn die Côte d’Azur ist nicht nur Treffpunkt der Schönen und Reichen, sondern auch der Künstlerinnen und Künstler. Heidi tauschte sich dort mit zeitgenössischen Künstlern aus. Sie kaufte Kunstwerke und lebte mit ihnen. Besonders beeindruckt hat mich der Raum im Museum, der eingerichtet war wie ein Zimmer von Heidi. Wir sehen KünstlerInnen mit Rang und Namen – Werke von Pablo Picasso, Pierre Bonnard uvm.

Aktuelle Ausstellung: WE❤ bis 25. August 2024. WE❤ knüpft mit ihren Schwerpunkten an die im Wiener Leopold Museum gezeigte Ausstellung WOW! an. Schaue dir meinen Blog-Beitrag zu Heidi Horten und ihrer Sammlung an.

Vögele Kultur Zentrum Pfäffikon (SZ): Was Macht mit uns macht. Über Privilegien, Risiken und Chancen (bis 22.09.2024). Was löst das Wort Macht in dir aus? Verbindest du positive oder negative Gefühle damit? Wer Macht hat, kann Situationen verändern – positiv wie negativ. Machtdynamiken sind dazu da bestehende Begebenheiten zu verändern, um bestimmte Ziele zu erreichen. Personen mit Macht können nicht nur Mitmenschen, sondern auch die Gesellschaft und Systeme verändern. Doch wo fängt Machtmissbrauch an? Wer entscheidet wer Zugang, Mitsprache und Besitztum erhält? Macht und Ohnmacht sind eng aneinandergekoppelt. Die Ausstellung im Vögele Kulturzentrum betrachtet Macht aus verschiedenen Perspektiven und lädt uns ein gesellschaftliche und persönliche Machtstrukturen zu reflektieren.

Je besser man die Machtdynamiken versteht, desto eher kann man sich selbst ermächtigen und aktiv entscheiden, welche Machstrukturen man unterstützen möchte und welche nicht. Macht hat jedoch viele Gesichter und ist nicht immer aktiv. Passiv kann Macht durch Wegschauen oder Kontaktabbruch ausgeübt werden. Übst du Macht beispielsweise in deiner Partnerschaft aus? Hörst du zu, wenn dein Partner über seine Gefühle reden möchte oder lenkst du lieber von unangenehmen Gesprächen ab? Auch dies ist Macht. Welche Privilegien hast du und welche Macht geben sie dir? Du kannst lesen? Hast vielleicht studiert? Was für ein Privileg! Fühlst du dich mächtig? Oder fühlst du dich ohnmächtig, weil du glaubst nichts verändern zu können? Interessante Fragen, die es zu beantworten gilt.

Ausstellungen: März 2024

Messe Basel: Caravaggio und seine Zeit (bis 7.4.24). Caravaggio beeinflusst mit seinem Stil Künstlergenerationen bis heute. Chiaroscuro heisst sein Stil – die sogenannte Hell-Dunkel Malerei. Caravaggio spielt mit Licht und Schatten in seinen Werken. Er perfektioniert diesen Stil. Der Betrachter wird ins Bild hineingezogen, denn wir spüren die Dramatik in der dargestellten Szene. Caravaggio weckt Emotionen in uns. So bekomme ich jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich das Bild des ungläubigen Thomas anschaue. Ein Schauer durchfährt mich, wenn mein Blick seinem Finger folgt, der in die Wunde von Jesus’ Körper gleitet. Die Szene ist naturgetreu und realistisch dargestellt. Nichts von der weichen Sfumato-Technik eines Leonardo da Vincis ist hier noch vorhanden.

Caravaggisten heissen seine «Jünger», denn er hat ganze Generationen von Malern beeinflusst. Er selbst liess sich von Giorgione und von Tizian inspirieren. Seine Nähe zur Realität war damals ein Novum und sein Erfolgsrezept. Niemand blieb von seinen Werken unbeeindruckt, nicht einmal seine Konkurrenten. Es gab viele Maler, die sich stilistisch an Caravaggio orientierten z.B. Francesco Rustici. Das Leben von Caravaggio nimmt ein tragisches Ende. Er wird verbannt und ist auf der Flucht. Kurz bevor er vom Papst begnadigt werden soll, wird er auf der Strasse tot aufgefunden. War es eine Rauferei oder sogar ein Auftragsmord? Das Bild des verruchten Künstlers wird er wohl nicht mehr los.

Museum für Gestaltung (Toni-Areal): Margrit Linck, Pionierin der Keramik (bis 14.04.2024). Als erste Frau in der Schweiz eröffnete Margrit Linck im Jahr 1935 eine kommerzielle Töpferei in der Nähe von Bern. Das Modellieren und die Arbeit an der Drehscheibe waren bisher den Männern vorbehalten. Frauen waren für Dekor und Bemalung zuständig. Eine Frau, die ein Unternehmen führt? Auch beinahe undenkbar zu dieser Zeit. Zum Glück war Margrit Linck nicht die Einzige, die solche mutigen Schritte wagte. Sowohl Gebrauchskeramik als auch freie Kunst bzw. eine funktionsbefreite Auseinandersetzung mit Ton waren gleichermassen Bestandteil ihres Schaffens. Für kommerzielle Zwecke produzierte Margrit Linck seriell.

Mich persönlich haben im Toni-Areal vor allem die Gefässe beeindruckt, in denen die Grenzen der beiden Bereiche verschwimmen. Kann ich das noch als Vase verwenden, ist das Kunst oder beides? Margrit Linck experimentiere ihr Leben lang mit Formen, Ausdruck und Technik. Dadurch gab sie ihrem Handwerk neue Impulse und wurde selbst zu einer Pionierin der Keramik. Ihre Werke scheinen zeitlos zu sein. Bis heute zieren ihre Vasen, Schalen und Lampenfüsse viele Wohnungen und Esszimmer. Und bis heute werden ihre Modelle vertrieben – in dritter Generation führt Annet Berger seit 2011 die Manufaktur in Worblaufen bei Bern zusammen mit rund fünf Mitarbeitenden. Kennst du die Signatur von Margrit Linck? Es ist ein Fischsymbol.

Fotografie Forum Frankfurt: Aida Muluneh. On the edge of past future (bis 14.04.2024). Wir sehen kräftige Farben und ausdrucksstarke Frauen auf ihren Fotografien. Doch der Farbenzauber täuscht, denn Aida Muluneh widmet sich drängenden Themen wie Zugang zu Wasser, Nahrung, Bildung oder dem Missbrauch von Macht und von Menschenrechten. Im Fotografie Forum in Frankfurt sind sieben Werkserien der äthiopischen Künstlerin ausgestellt.

Die Szenen wirken meist total surreal und man braucht eine Weile bis man die Pointe entdeckt, da man sich zuerst von den Farben blenden lässt – oder zumindest ging es mir so Die Künstlerin hat in einem realen Setting fotografiert, der sehr ähnlich wie ein Filmdreh gestaltet wurde (siehe Video in der Ausstellung). Man sieht traditionelle, afrikanische Gewänder oder Gegenstände neben modernen Objekten. Einzelne Körperteile wirken teilweise schützend, teilweise bedrängend. Die Serien regen allemal zum Nachdenken an. Die Künstlerin wurde 1974 in Äthiopien geboren und wuchs in Jemen, England und Kanada auf. Sie ist Gründerin des Addis Foto Fest, Ostafrikas erstem internationalen Fotofestival. Heute lebt sie an der Elfenbeinküste und gilt als führende Stimme der afrikanischen Fotografie.

Kunststiftung DZ Bank Frankfurt: Von hier aus. Eine Bestandesaufnahme (bis 15.06.2024). Die grossformatige Aufnahme zeigt Tokio bei Nacht, welche die Künstlerin Viktoria Binschtok selbst fotografiert hat auf einer Reise. Die Künstlerin setzt sich mit der digitalen Bilderflut auseinander und dem Umgang mit den Mechanismen der digitalen Bilderwelt im Raum. Ihre Fotografie, die Tokio bei Nacht zeigt, wird in eine dunkle Wolke eingebettet. Diese versinnbildlicht die «unüberschaubare digitale Bildwirklichkeit». Daneben befinden sich weitere Bilder von ihr, welche sie zuvor über einen Bild-zu-Bild-Such-Algorithmus im Netz erhalten und nacharrangiert hat.

Die Künstler der Ausstellung befassen sich hier vor allem mit der Frage, was die digitale Veränderung für die Fotografie bedeutet. Wie hat sich der Umgang mit Bildern und dem Fotografieren bei dir verändert? Ich mache sicher doppelt so viele Aufnahmen als noch vor 5 Jahren, wenn ich mit dem Handy fotografiere. Am liebsten fotografiere ich aber immer noch mit meiner Spiegelreflexkamera. Die Ausstellung setzt sich mit diesen Fragen auseinander und stellt verschiedene Perspektiven und Herangehensweisen von Künstlern dar.

Ausstellungen: April 2024

Landesmuseum Zürich – Dauerausstellung: Archäologie Schweiz. Schätze aus alter Zeit. Was man bei Bauarbeiten so alles in Zürich-Altstetten entdeckt… Diese wunderschöne Schale ist aus purem Gold und stammt vermutlich aus der Zeit um 1100 v. Chr. Leider kann man nicht mehr nachvollziehen in welchem Kontext die Schale gebraucht wurde, da die Bauarbeiter ihre Arbeit nach dem Fund fortgesetzt haben und so keine Bestandesaufnahme gemacht werden konnte.

Sie wurde ‘verkehrt’ in der Erde gefunden, d.h. mit der offenen Seite nach unten. Es gibt zwei Vermutungen: Entweder war die Schale eine Grabbeillage oder sie diente einem rituellen Zweck. Abgebildet sind Hirsche und Hirschkühe sowie Sonnenscheiben und Mondsicheln. Diese könnten beispielsweise einen Lebenslauf symbolisieren oder als Gabe für die Götter die Fruchtbarkeit in Feld und Stall garantieren. Was denkst du – welchen Zweck erfüllte diese Schale?

Centre Dürrenmatt Neuchâtel: Dürrenmatt, Hesse, Rilke und der Wein (bis 14.05.2024). Wusstest du, dass es in Neuenburg ein Dürrenmatt Museum gibt? Ich durfte in der Schule viele Werke von ihm lesen wie «das Versprechen» oder «der Besuch der alten Dame». Ich wusste aber nicht, dass er auch gemalt hat. Er wollte sogar zunächst Maler werden, brach aber mit 25 Jahren sein Studium ab und widmete sich dem Schreiben. Privat malte er jedoch weiter. Als er das Theater entdeckte war das eine Offenbarung, denn dort konnte er beide Leidenschaften kombinieren.

Seine Zeichnungen sind dramatisch und oft nicht auf den ersten Blick zugänglich. Er kümmerte sich wenig um Ästhetik oder um Kunstströmungen. Bis heute ist Dürrenmatt (1921-1990) bei Vielen nur als Schriftsteller bekannt. Das CDN bringt in der Ausstellung seine Bilder in einen Dialog mit seinem literarischen Werk. Das Museum wurde vom Architekten Mario Botta konzipiert und in das ehemalige Wohnhaus von Dürrenmatt integriert. Du kannst deshalb auch mehrere Wohnräume anschauen.

Bei der «Sixtinischen Kapelle» handelt es sich um sein eigen bemaltes WC. An fast all seinen Wohnorten malte der Schriftsteller Wandbilder. Ab den 1960-er Jahren ziert dieses witzige Fresko die Toilette seines Hauses in Neuenburg. Du kannst sogar Figuren aus seiner Literatur erkennen wie den Kaiser aus «Romulus der Grosse» oder den Minotaurus. Auch seinen Hund hat er verewigt, der Zwergspaniel Sheriff (auf der rechten Seite). Dürrenmatt malt dieses stille Örtchen sehr humorvoll aus. Seine Familie bezeichnete es dann als «Sixtinische Kapelle» – in Anlehnung an das Meisterwerk von Michelangelo im Vatikan, welches Dürrenmatt 1966 besuchte.

focusTerra ETH Zürich: Dauerausstellung & 15 Jahre focusTerra! Steine haben mich schon immer fasziniert, genauer gesagt Kristalle. In der Dauerausstellung von focusTerra, dem Earth & Science Discovery Center der ETH Zürich, erfährst du mehr über die Entstehungsgeschichte sowie deren Aufbau. Wie wachsen Kristalle in der Natur? Welche Eigenschaften haben sie? Und können sie künstlich gezüchtet werden? Im Kristallisator siehst du wie Kristalle aus einer wässrigen Lösung auskristallisieren und so innerhalb mehrerer Tage künstlich gezüchtet werden können. Das Highlight: Der Indergand-Kristall vom Tiefengletscher der Furkaregion (Kanton Uri). Dieser wurde in 1945 entdeckt und aus einer Kluft von über 3’000 m.ü.M. bei Göschenen geborgen.

Die Hintergründe und Vorgänge auf unserem Planeten sind unglaublich komplex. In einer geführten Tour (jeweils am Sonntag, kostenlos) werden diese Prozesse verständlich erklärt. Besonders beeindruckend: Der Erdbebensimulator. Das über 3 Tonnen schwere Gerät kann ein Erdbeben mit Magnitude 8 simulieren. Da kann man schon ein wenig Angst bekommen… Übrigens: Das französische Wort für Lohn, salaire, erinnert uns nicht nur daran wie allgegenwärtig Mineralien in unserem Leben sind, sondern auch daran, dass Salz bis heute ein lebensnotwendiger Rohstoff ist (früher ein wichtiges Zahlungsmittel). Marmor, Granit und Kies gehören zu unseren wichtigsten Baumaterialien. Kupfer und Platin sind aus der modernen Zivilisation nicht mehr wegzudenken.

Ausstellungen: Mai 2024

Albertina Museum Wien: Roy Lichtenstein – zum 100. Geburtstag (bis 14.07.2024). Ich liebe Pop-Art und so durfte ich die neue Ausstellung in der Albertina in Wien natürlich nicht verpassen. In meinem neuen Blogbeitrag schreibe ich über meine Erlebnisse der grossen Retrospektive sowie über den Gründervater der Comic-Art. Neben Andy Warhol gehört Lichtenstein auch zu den wichtigsten Vertretern der Pop-Art.  Was ist Pop-Art?

“Der Einsatz von Werbegrafik als Inhalt der Malerei. Es war schwer, ein Bild zu finden, das mir abstossend genug erschien, um die schamlosesten und bedrohlichsten Wesensmerkmale unserer Kultur zu thematisieren: Dinge, die wir zwar ablehnen, die aber übermächtig sind, wie Werbeschilder und Comics.” (Roy Lichtenstein, Zitat aus der Ausstellung)

Hier geht es zum Blogbeitrag und zur neuen Podcastfolge.

Kunsthistorisches Museum Wien: Holbein. Burgkmair. Dürer. Renaissance im Norden (bis 30.06.2024). Albrecht Dürer kenne alle. Hans Holbein dürfte vielen auch noch bekannt sein, aber Burgkmair? Mir zumindest war der Name unbekannt. Alle drei lebten – zumindest zeitweise – in der Reichsstadt Augsburg. Um 1500 hat die Stadt rund 30’000 Einwohner und gehört zu den grössten Städten im Reich. Durch aufstrebende Familien wie die Fugger oder die Welser erlebt sie einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. «Boom Town» Augsburg engagiert die wichtigsten Künstler ihrer Zeit. Gleichzeitig kommt der Buchdruck auf. Die Stadt wird zu einem Zentrum des deutschen Humanismus.

Der wichtigste Malauftrag in Augsburg sind die Bilder im Katharinenkloster. Dort arbeiten Holbein und Burgkmair nebeneinander. Doch ansonsten gehen die beiden Renaissancekünstler verschiedene Wege. Für Holbein ist die neue, realitätsgetreue Kunst aus den Niederlanden prägend; während diese für den jüngeren Konkurrenten Burgkmair nur eine Episode darstellt. Hingegen lässt sich Letzterer vom Stil der italienischen Renaissance stark beeinflussen; Holbein öffnet seinen Blick darauf nur selektiv. Die Ausstellung stellt verschiedene Werke der beiden Künstler gegenüber und zeigt ihre Entwicklung auf. Wir sehen Selbstbildnisse, die ein modernes Selbstbewusstsein widerspiegeln. Weitere wichtige Künstler derselben Zeit werden zum Vergleich hinzugezogen, so Albrecht Dürer, Ulich Apt oder Jörg Breu.

Schallaburg (Österreich): Renaissance – einst, jetzt & hier (bis 03.11.2024). Die Welt ist im Umbruch. Das 16. Jahrhundert ist geprägt von religiösen Konflikten und revolutionären Denkweisen. Es herrscht ein reger wissenschaftlicher Austausch, der Buchdruck ist in seiner Blütezeit und humanistische Bildungsideale werden verkündet. Auch die Burgherren von Schallaburg waren Teil dieser bewegten Epoche. Die Zeit der Renaissance verändert unsere Vorstellung von Individualität, Kunst und Wissen radikal. Die Natur wird nun systematisch erforscht – im mikroskopisch Kleinen sowie im kosmisch Grossen. Kunst und Kultur orientieren sich an den antiken Vorbildern. Das Adelsgeschlecht der Losensteiner lässt Schallaburg in ein prächtiges Renaissance-Schloss umbauen. Überall gilt: Immer mehr und immer grösser.

Die drei Themen der Ausstellung: Genies und Gescheiterte, Humanisten und Alchemisten, Stubengelehrte und Machtmenschen: Die Menschen der Renaissance bilden eines der Hauptthemen der Ausstellung. Der Fokus liegt aber auch auf dem Schloss selbst – als Vertreterin der Renaissance mit einem prächtigen Garten. Drittes Thema ist die Erforschung der Welt – von der Astronomie hin zum Buchdruck. Die Erfindungen der Renaissance prägen unsere Gesellschaft bis heute. Und wir brauchen sie heute mehr denn je – mit ihrer Weltoffenheit, ihrer Menschenfreundlichkeit, ihrer Suche nach dem Grundvertrauen und einem gelingendem Leben.

Graphische Sammlung ETH Zürich: Im Rausch(en) der Dinge: Fetisch in der Kunst (bis 07.07.2024). Wir alle haben Passionen – gelebt oder ungelebt, im Verborgen praktiziert oder öffentlich zur Schau gestellt. Manche sind skurril, wir schämen uns gar dafür und doch verspüren wir den Drang sie irgendwie auszuleben. Manche fesseln uns an bestimmte Objekte oder an spezifische Körperteile. Manchen sprechen wir magische Kräfte zu oder verherrlichen sie. In der Kunst werden unsere Passionen und die Geschichten dahinter seit jeher immer wieder aufgegriffen und hinterfragt. Judith wird oft in der Kunst dargestellt und sie triumphiert immer anders über Holofernes. Nicht jede Darstellung von Adam und Eva ist «unschuldig» und einige «Femmes fatales» Abbildungen enthalten vielsagende Attribute.

Nackte Frauen können auf abgeschlagenen männlichen Köpfen sitzen oder der Mercedes-Stern rankt auf einer Brustwarze. Künstlerinnen wie Sylvie Fleury spielen mit der Über-Inszenierung dieser teilweise skurrilen Dinge. Banale Dinge werden plötzlich auffällig oder sogar anrüchig durch ihre Vergrösserung. Die neue Ausstellung balanciert auf dieser Gratwanderung – zwischen Kunst und den Spielarten der fetischistischen Mechanismen. Der Fokus liegt auf der Suche nach unterschiedlichen Kodierungen von Geschlechtlichkeit und neuen Formen von Allegorien. Eine Suche über die Jahrhunderte hinweg hat thematische Konstanten und überraschende Parallelen ergeben. Bei einzelnen Bildern verstehen wir sofort die Anspielung, bei anderen Werken müssen wir uns bei der Betrachtung Zeit nehmen. Na, welchen Fetisch hast du so? 😉

Landesmuseum Zürich: Begehrt. Umsorgt. Gemartert. Körper im Mittelalter (bis 14.07.2024). Welches Verhältnis haben wir zu unserem Körper? Im Mittelalter steht die Kirche im Mittelpunkt des Lebens. Wie beeinflusst sie unser Verständnis zu Liebe und Sexualität? Welches medizinische Wissen hatten die Menschen damals und wie pflegten sie ihren Körper? Auch das Mittelalter kannte Körper-Ideale. Eitelkeit gilt zwar als Laster, doch kommen vermehrt Spiegel auf. Bald pudert sich die Oberschicht die Haut und hüllt sich in Düfte. Sport galt als gesundheitsfördernd und bei Turnieren erfreute man sich an „schönen“ Körpern. Besonders spannend fand ich die Informationen zur damaligen Medizin. Mit Aderlass und der Vier-Säfte-Lehre sollte der Körper bei Gesundheit gehalten werden, aber auch Schröpfen und Heilkräuter versprachen Besserung bei Krankheiten.

Doch am Ende wartet er auf alle: Der Tod. Dieser war im Mittelalter omnipräsent. Rituale waren deshalb von grosser Bedeutung, da die Hoffnung auf Auferstehung bestand. Wir sollten aber nicht nur unseren Blick auf das damalige Körperbild werfen, sondern auch unsere heutigen Vorstellungen reflektieren. Die Ausstellung lädt regelrecht dazu ein. Die Animationen von Hieronymus Boschs Werken finde ich klasse gemacht. Auch das ganze Ausstellungskonzept mit den Vorhängen zur Abtrennung der Themen hat mir sehr gefallen. Bei den Themen «nackte und begehrte Körper» dürften sich viele Besucher:innen länger aufgehalten haben, als bei «Folter und Leiden»…

Kunst am Bau, ETH Zürich: «Language of Color» von Maya Rochat. Farben sind für die Künstlerin zentral. Ein langweiliger Beton-Bau wird plötzlich zu einem spannenden Kunstobjekt und der Fussboden wird durch die bunten Glasfenster mit etwas Sonne zu einem Farbenspektakel. Die ETH fördert regelmässig Kunst am Bau Projekte. Die Schweizer Künstlerin Maya Rochat aus Lausanne hat den Wettbewerb für die neueste Ausschreibung gewonnen. Maya ist bekannt für ihre Rauminstallationen und ich habe mich total gefreut, sie persönlich kennenzulernen. An der ETH verwendet sie verschiedene Materialien; so hat sie nicht nur Fenster bunt geschmückt, sondern beispielsweise auch die passenden Teppiche dazu geschaffen.

Beim Bau handelt es sich um das Student Project House, in dem auch das D-MAVT seinen Standort hat – ein historischer Gebäudekomplex des Maschinenlabors und des ehemaligen Fernheizkraftwerks (ML / FHK). Nicht nur Forschende aus dem Maschinenbau und der Verfahrenstechnik, sondern auch Studierende können dort eigene Projekte umsetzen und mit 3D-Druckern experimentieren. Der ETH ist es wichtig Kunstwerke von Schweizer Künstler:innen zu fördern. Das Projekt musste jedoch auch einen Bezug zur Forschung aufweisen. Der letzte Kunst am Bau Wettbewerb war im Jahr 2001 als die beiden Gebäude CAB und CHB mit Kunstwerken ausgestattet wurden.

  • Hier geht es zu meinem Blog-Artikel über die Kunstwerke der ETH Zürich.

Ausstellungen: Juni 2024

Kunstmuseum Basel: Made in Japan. Farbholzschnitte von Hiroshige, Kunisada und Hokusai (bis 21.07.2024). Japanische Farbholzschnitte faszinieren mich bereits seit meinem Studium. Wann immer es eine Ausstellung irgendwo in der Schweiz oder Umgebung gibt, muss ich sie besuchen. Neu kennengelernt habe ich die Sammlung von Dr. Carl Mettler (1877-1942) im Kunstmuseum Basel. Der Basler Chemiker sammelte rund 350 Originale – was für ein Schatz! Zwar wurden einige Holzschnitte damals in hohen Auflagen produziert, heute vorhanden sind jedoch nur noch wenige davon.

Die Motive aus japanischen Farbholzschnitten dürften viele schon kennen: Ansichten des Fuji oder Kirschblütenfeste; Darstellungen von berühmten Kriegern oder Schauspielern und Geishas. Sie alle haben unsere Vorstellungen von Japan geprägt und faszinieren uns bis heute. Die Ausstellung gibt uns einen Einblick in das 18. und 19. Jahrhundert und somit in die Hochblüte des japanischen Farbholzschnittes. Hokusai und Hiroshige sind die bekanntesten Vertreter der Ausstellung. Utagawa Kunisada war zu Lebzeiten der erfolgreichste und produktivste Künstler. Sie alle haben in Europa die Impressionisten beeinflusst und einen regelrechten «Japan-Wahn» ausgelöst. Die Inspiration war natürlich gegenseitig, was wir auch an einigen Ausstellungswerken sehen können (Stichwort: Perspektive).

MASI Lugano: Auge in Auge. Hommage an Ernst Scheidegger (bis 21.07.24). Die Ausstellung im MASI in Lugano dokumentiert das Schaffen des Schweizer Fotografen Ernst Scheidegger mit mehr als 100 Bildern. Eine grosse Auswahl davon sind bisher unveröffentlichte Aufnahmen. Bekannt ist er für seine aussergewöhnlichen Porträts von Künstlern und wichtigen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung bietet einen Einblick in Scheideggers künstlerische Vision. So kannst du beispielsweise in die Tiefe seiner Schwarz-Weiss-Fotografien eintauchen und dich mit der Kunst-Avantgarde des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen. Die Close-Up Aufnahmen ermöglichen es eine Verbindung zu den abgebildeten Persönlichkeiten herzustellen. Durch den direkten „Augenkontakt“ mit den Porträts entsteht eine intime Atmosphäre, die den Betrachter in die Welt der Fotografierten eintauchen lässt.

Wir sehen aber nicht nur die Fotografien von Scheidegger, sondern auch Werke der Künstler:innen, die er fotografiert hat. Die Fotografien treten somit mit den Werken der Künstler und uns Besuchern in einen Dialog. Ein langjähriger Freund von Scheidegger war Alberto Giacometti, von dem wir mehrere Portraits entdecken, gleichzeitig aber auch einen Einblick in sein Atelier erhalten. Scheidegger war Fotoreporter und Mitarbeiter der der renommierten Agentur Magnum Photos. Er war aber auch Maler, Grafiker und Regisseur sowie, zu einem späteren Zeitpunkt, Galerist und Verleger.

Musée Visionnaire: (De)Codiert (bis 04.08.24). Als Künstler:in aus der Reihe tanzen und die eigenen Regeln aufstellen? Die (Kunst-)Konventionen bewusst auf den Kopf stellen – geht das? Diese Künstler:innen sind im Musée Visionnaire herzlich willkommen und als Besucher:innen entdecken wir erfrischend neue Ideen. In der aktuellen Ausstellung (De)Codiert sind Werke von 8 Künstler:innen ausgestellt. Celia Länge beschäftigt sich beispielsweise mit Morse-Codes und hat ein Gedicht eingesprochen. Marie Lieb war viele Jahre in Psychiatrien stationiert und hat dort mit zerrissenen Stofffetzen Muster auf den Fussboden gelegt. Was sie wohl damit sagen wollte? Wir werden es wohl nie wissen, doch dürfen wir unsere Fantasie walten lassen. Die Kuratorinnen haben das Muster eines Werkes nachgelegt und geben ihrem Schaffen neues Gehör.

Besonders witzig finde ich die Liebesbotschaften von Pepper Lebeck-Jobe an seine Frau. Der Schlusssatz jeder Email, die er an sie schreibt, endet mit «I love you more than…» – z.B. paper tickets, calendar bugs, cheesy blue superhero… Auf einem Laptop sehen wir die lustigen Texte. Den ganzen Tag sind wir gesellschaftlichen Konventionen ausgesetzt und (de)codieren Dinge. So sehen wir Briefe ohne Anredeformel als unhöflich an, ein Besuch ohne Voranmeldung ist übergriffig. Wie findet man die richtige Balance? Wir wägen ab und werden manchmal im Austausch mit anderen Kulturen vor den Kopf gestossen. Kommunikation ist eine Herausforderung (und eine Chance zugleich).

Ausstellungen: Juli 2024

Kunstmuseum Basel: Dan Flavin, Widmungen aus Licht (bis 18.08.24). Magst du Minimal Art? Oder Lichtkunst? Ich muss zugeben, dass ich den Zugang noch nicht wirklich gefunden habe, aber vielleicht gibt es jemanden hier, der mich in dieses Thema einführen kann. Die Installation, welche im Museum den Altbau mit dem Neubau verbindet, finde ich toll, denn hier hat sie auch einen Zweck. Bei den Leuchtstoffröhren, die einzeln ausgestellt waren, ist der Funke bei mir nicht rüber gesprungen (no offense). Vielleicht das nächste Mal dann… 😉

Der amerikanische Künstler Dan Flavin (1933–1996) gilt als Wegbereiter der Minimal Art. Seine Arbeit mit industriell gefertigten Leuchtstoffröhren brachte ihm Bekanntheit und prägte die Kunstgeschichte maßgeblich. Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel konzentriert sich auf Flavins Werke, die anderen Künstlern oder Ereignissen gewidmet sind. Als Flavin im Jahr 1963 eine handelsübliche Leuchtstoffröhre in einem 45-Grad-Winkel an die Wand seines Ateliers montierte und sie als Kunstwerk erklärte, war dies eine radikale Geste. Diese Aktion trug dazu bei, dass kommerzielle Standardprodukte in die Kunst eingeführt wurden. Die aufkommende Minimal Art betonte Serialität, Reduktion und Sachlichkeit. Ironischerweise wurde Flavin, der sich selbst nie als festes Mitglied dieser Kunstströmung betrachtete, zu ihrem strahlendsten Vertreter.

Museum Rietberg: Mehr als Gold. Glanz und Weltbild im indigenen Kolumbien (bis 21.7.24). Fasziniert dich Gold auch so? Die neue Ausstellung im Museum Rietberg zeigt aber mehr als nur Gold 😉 Sie zeigt die Geschichte und Kultur der indigenen Bevölkerung Kolumbiens auf. Die reichen, aber oft missverstandenen Traditionen dieser Völker wird dabei erforscht. In Kolumbien leben zahlreiche indigene Gruppen, wie die Muisca, Quimbaya und Tairona, deren Geschichte eng mit dem edlen Metall verknüpft ist. Für sie war Gold von spiritueller und sozialer Bedeutung. Es wurde verwendet, um die Götter zu ehren, in Ritualen eingesetzt und diente als Symbol für Macht und Status innerhalb der Gemeinschaft.

Als Besucher:in kannst du präkolumbianische Goldobjekte bewundern, darunter kunstvoll gefertigte Schmuckstücke, rituelle Masken und Zeremonialgegenstände. Besonders faszinierend fand ich die filigranen Anhänger, die detaillierte Einblicke in die Handwerkskunst der damaligen Zeit geben. Anhand von Videos kannst du dich tiefer mit den historischen und kulturellen Hintergründen der Objekte beschäftigen. Sehr cool fand ich auch den Meditationsraum – er erlaubt einen Blick in uns selbst und zeigt dir vielleicht sogar das Zusammenspiel aller Lebewesen auf – wenn du es zulässt…

Schon gehört von El Dorado? Der Legende nach eine goldene Stadt, doch wird gemäss den alten Geschichten damit nicht ein Ort, sondern eine Person bezeichnet. Eine Figur in der Ausstellung weist auf die sagenumwobenen El-Dorado Rituale hin. Bei einer Zeremonie wurde der Herrscher mit Goldstaub bedeckt und musste Opfergaben aus Gold in einen See versenken.

Ausstellungen: August 2024

MASI Lugano: Shahryar Nashat, Streams of Spleen (bis 18.08.24). In Shahryar Nashats Kunst stehen der menschliche Körper und seine Wahrnehmungen im Mittelpunkt. Durch Videos, Skulpturen und Installationen schafft der Künstler Erlebnisse, die tiefe Emotionen und Seelenzustände hervorrufen sollen. Seine Werke erforschen Themen wie Begehren, Sterblichkeit, tierische Instinkte.

Im Untergeschoss des MASI in Lugano präsentiert Nashat ein Projekt, das den Raum vollständig umgestaltet. Es sieht ein wenig aus wie eine halbe Pyramide, die man betreten kann und Kunstwerke darin findet (meine eigene unkomplizierte Ansicht 😉 ). Die meisten Exponate sind neue Produktionen, die auf die veränderte Architektur reagieren und ein kompaktes multisensorisches Umfeld schaffen. Das Publikum wird ermutigt, diese groß angelegte Installation selbst zu erkunden, begleitet von einer musikalischen Komposition, die wie ein sinfonisches Lamento den Rhythmus der Ausstellung vorgibt.

Eigene Anmerkungen (mit einer Prise Humor zu geniessen): Leider sind bei mir keine Emotionen oder Seelenzustände hervorgekommen. Vielleicht war seine Kunst etwas zu abstrakt oder ich war nicht in der richtigen, empfangenden Stimmung. Die Ausstellung ist etwas schwer in Worte zu fassen. Vielleicht fehlte mir der Zugang, da ich oft bei den alten Meistern unterwegs bin. Was mir hingegen gefallen hat, ist, dass mehrere Sinne involviert waren – nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren waren beschäftigt. Zudem war der Boden und die Beleuchtung Bestandteil des Werkes. Hast du die Ausstellung besucht? Ich bin gespannt wie sie dir gefallen hat.

Museum für Gestaltung Zürich: Oliviero Toscani: Fotografie und Provokation (bis 15.09.24). Toscani hat mit seinen Bildern Werbegeschichte geschrieben und die Werbekommunikation gehörig auf den Kopf gestellt. Seine Werke empören, verunsichern, erschüttern. Wusstest du, dass er seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Zürich (heute ZHdK) gemacht hat? Schon früh macht er internationale Karriere – er gewinnt einen Wettbewerb als Student, welcher ihn nach New York führt. Er erhält dort Aufträge von Harper’s Bazaar. Zeitgleich dokumentiert er die wilde Clubszene von Manhattan sowie die afroamerikanische Community. Bald schon ist er eng befreundet mit Andy Warhol und portraitiert in dessen Factory internationale Stars.

Zurück in Europa etabliert er sich als Mode- und Werbefotograf. Dabei macht er die visuelle Provokation zu seinem Markenzeichen. Für ihn gibt es keine Tabus. Er polarisiert – zwischen Tod und freier Liebe ist quasi alles möglich. Ab den 80er Jahren engagiert ihn das Modehaus Benetton, jedoch wird bald schon die Mode zweitrangig und gesellschafts-politische Themen wie Aids oder Umweltzerstörung treten in den Vordergrund. Nach der Werbekampagne über die Todesstrafe in den USA kommt es zum Zerwürfnis zwischen Benetton und Toscani. Nach 18 Jahren Zusammenarbeit verlässt der Fotograf das Unternehmen.

Die Ausstellung ist ein Retrospektive – sie umfasst sein gesamtes Werk. Und wenn wir wollen, können wir uns einlassen auf seine Themen: Gender, Rassismus, Ethik und Ästhetik. Kennst du die Benetton-Werbung von Toscani?

Ausstellungen: September 2024

Kunstrundgang ETH Zürich: Heute befinden wir uns auf dem Hönggerberg (öffentlich zugänglich). Der zweite Campus der ETH Zürich liegt im Norden der Stadt. Es ist ein schönes Areal, das die ETH ab 1961 immer weiter ausbaut – hier gibt es noch grüne Landflächen und Bauernhöfe. Und wenn man genug Kunst gesehen hat, lädt der Wald zu einem Spaziergang mit Panoramablick ein. Die ETH bietet regelmässig geführte Kunst- und Architekturführungen auf dem Hausberg Zürichs an (unbezahlte Werbung für meinen Arbeitgeber ). Der Hochschulcampus ist der Grösste der Schweiz und bietet – keine Überraschung – modernste Infrastruktur. Mehr als 10’000 Menschen studieren und arbeiten hier. Beim Rundgang erinnert es mich ein wenig an die amerikanischen Vorbilder – eine Stadt im Kleinformat.

Aber widmen wir uns der Kunst. Diese wurde vor allem während der ersten Ausbauetappe in den 60er und 70er Jahren gefördert. Danach gab es eine längere Pause und nun mit dem erneuten Ausbau, könnten Kunst am Bau Projekte wieder ins Interesse rücken. Bei der Public Tour entdeckst du Werke von bekannten Künstlern wie Max Bill, H.R. Giger und Willy Weber, aber auch das Werk von einer Künstlerin, Elisabeth Leuenberger, sticht hervor. Hier gibt es viel zu entdecken. Übrigens: Auch das Architektur-Departement befindet sich auf dem Campus und dieses hat Namen wie Santiago Calatrava, Jacques Herzog und Pierre de Meuron hervorgebracht. Hier geht es zu meinem Blogbeitrag über die ETH-Zürich.

Château de Prangins:  Was ist die Schweiz? Was verbindest du mit der Schweiz? Die üblichen Klischees? Schokolade, Kühe, Fondue, Uhren, Pünktlichkeit und Sauberkeit? Oder sind es Demokratie, Reichtum und Neutralität? Der Mythos Schweiz ist mit Vorsicht zu geniessen. Fondue und Raclette habe ich zwar gerne, aber esse es auch nicht mehr als 2-3x im Jahr. Schokolade…das ist etwas anderes Bei Sprüngli und Läderach ist die Verführung gross. Uhren trage ich selten, aber Pünktlichkeit ist mir wichtig. Dass die Strassen hier so sauber sind, schätze ich sehr und merke es oft erst, wenn ich im Ausland unterwegs bin. Und ja, Kühe haben wir genug. Ab und zu kommt man beim Wandern in den Genuss von Alphorn- oder Jodelklängen.

Die meisten Schweizer, die ich kenne sind sehr sportlich und immer top ausgerüstet – Sackmesser inklusive. Die Neutralität bröckelt in letzter Zeit ein wenig… Unser Lohn ist zwar höher im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, doch kostet alles auch mehr (Nahrung, Krankenkasse etc.). Friede, Freude, Eierkuchen ist es auch nicht Die Schweiz hat die älteste Demokratie der Welt. In der Dauerausstellung werden Klischees und Mythen über die Schweiz und ihre Bevölkerung unter die Lupe genommen – vom 18. Jahrhundert bis heute. Die Themen sind: Identität, Geografie, Familie, die Rolle der Frau, Arbeit und Demokratie. Zum Schluss diskutieren Jugendliche über einen heute noch aktuellen Mythos: Das Schweizer Glück. Wär häts erfunde?

Was ist die Schweiz für dich? Sind wir Schweizer dir sympathisch? Schmunzelst du, wenn du einen Schweizer Hochdeutsch sprechen hörst?

Ausstellungen: Oktober 2024

Kunstmuseum Thurgau: Das ausgebrochene Pixel (bis 15.12.24). There and back again. Kartause Ittingen – einfach immer wieder ein Besuch wert. Die farbige Blütentracht draussen welkt zwar langsam, doch im Museum drinnen begrüsst uns noch bis Mitte Dezember ein prächtiges Farbenspektakel von Olga Titus. Die Künstlerin hat den Gewölbekeller des Museums in eine wundersame, farbige Grotte verwandelt. Wir werden mit allen Sinnen in ihre Installation hineingezogen – wir hören heimische Folkloreklänge, können unter Regenbogen und Südseeexotik wandeln und die Wände verlocken beinahe zum Abtasten des Kunstwerkes. Es ist ein wenig kitschig, doch macht es Spass sich von der immersiven Idylle vereinnahmen zu lassen.

Hattest du als Kind auch diese Bücher mit 3-D Effekt? Je nachdem wie gross der Abstand zum Bild war, hat sich das Bild gewandelt und man hat darin Formen entdeckt. Genau mit diesen Effekten spielt die Künstlerin. Die Pixel wandeln sich, wir entdecken plötzlich einen Pandabären oder einen Thurgauer Apfel. Oder ist es gar unsere eigene Traumwelt? Die Ausstellung gleicht einer Wundertüte – stets entdeckst du Neues. Es sind analoge Spezialeffekte, die mit Motiven aus Kult, Konsum und Kitsch ergänzt werden. Wir können auf verschiedene Weisen in die Welt von Olga Titus eintauchen – oberflächlich oder tiefgründig. Was wählst du?

Kartause Ittingen: 1524 Stürmische Zeiten – Der Ittinger Sturm im Fokus (bis 30.03.25). Schon einmal vom Ittinger Sturm gehört? Nein, das ist kein Alkohol. Der Angriff auf die Kartause Ittingen im Sommer 1524 dauert nur rund anderthalb Tage, doch ist es ein Schlüsselereignis der schweizerischen Reformationsgeschichte. Der Überfall einer Truppe von etwa 3000 Personen auf die Kartause Ittingen endet in der vollständigen Plünderung und Brandschatzung der Klosteranlage. Die Ausstellung erklärt die verschiedenen Etappen des Tumultes.

Grund für den Angriff war ein gescheiterter Versuch einen durch den Landvogt gefangen genommenen Prediger zu befreien. Für die herrschenden Kreise war der Überfall ein Weckruf. In der vermehrt konfessionell gespaltenen Eidgenossenschaft fühlte sich die katholische Seite in der Unterstützung der Klöster bestärkt, während die reformierte Seite eine geordnete Abwicklung der Klöster anstrebte. In der Ausstellung können wir einen Blick gewinnen auf die Geschichte und Konflikte zu jener Zeit. Sieben Teilaspekte lernen wir kennen: Die Forderung nach Verpflegung, Aggressionen gegen die Mönche, Zerstörung des Archives, Bildersturm, Schändung des Sakraments, Zerstörung von Objekten für die Messfeier und allgemeine Plünderung und Brandschatzung. Der zähe, sich über Jahrzehnte hinziehende Wiederaufbau des Klosters bildet den Abschluss dieses Rückblickes.

Ausstellungen: November 2024

Landesmuseum Zürich: Das zweite Leben der Dinge (bis 10.11.24). Wie wichtig ist dir Nachhaltigkeit? Wenn deine PET-Flasche leer ist, wirfst du sie in den normalen Abfall oder nimmst du sie mit, bis du eine PET-Entsorgungsstelle siehst? Unser Abfall sagt viel über uns aus. Früher lebte man in einer Welt der Knappheit, Ressourcen waren wertvoll und wurden wiederverwendet. Eine Kreislaufwirtschaft entstand. Die industrielle Revolution läutete die Massenproduktion ein. Leider nicht charmant, aber Fakt: Wir gelten heute als Wegwerf-und Konsumgesellschaft. Die Folgen dramatisch – Abfallproblematik und Umweltschäden.

Das Landesmuseum Zürich nimmt in der Ausstellung den Abfall und seine historische Entwicklung unter die Lupe und zeigt auf, dass seine Zusammensetzung und seine Menge ein Spiegelbild sozialer, ökonomischer und kultureller Entwicklungen sind. So gibt uns beispielsweise der Abfall aus dem Burggraben des Schlosses Hallwyl einen Einblick in den damaligen Lebensstandard. Oft sind es Kriege, die unsere Sicht auf die Beurteilung unserer Ressourcen ändern. Könnte eine Veränderung nicht schon vorher stattfinden? Wie treffen wir die Entscheidung was weg soll und was nicht? Oft sind es Erinnerungsstücke, die wir behalten oder Materialien mit ideellem Wert.

Doch es sind nicht nur die Produzenten, die umdenken müssen, sondern auch wir Konsumenten, die mehr hinterfragen sollten. So hat auch das Landesmuseum dazugelernt und eine neue Perspektive auf die Realisierung von Ausstellungen gewonnen. Man geht heute von rund 10’000 Objekten pro Schweizer Haushalt aus. Wie viele hast du? Und wie viele davon brauchst du wirklich?