Bei meinem Kurzbesuch in der deutschen Stadt Speyer hat mich vor allem der Dom fasziniert. Im heutigen Beitrag zeige ich dir einerseits die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Speyer auf, andererseits gehe ich auf die Geschichte und die Bedeutung des Speyrer Domes ein. In Speyer gibt es viel zu erleben. Ich habe mich deshalb entschieden eine Stadtführung zu buchen, um einen ersten Eindruck der Stadt zu gewinnen.

Diese Highlights solltest du bei einem Besuch der Stadt Speyer unbedingt berücksichtigen:

Die Dreifaltigkeitskirche in Speyer

Neben dem Dom gehört die Dreifaltigkeitskirche in Speyer zu den schönsten Sehenswürdigkeiten. Die Kirche befindet sich gleich bei der Fussgängerzone und der Statue des Jakobspilgers. Die Entstehungsgeschichte geht jedoch auf ein tragisches Ereignis zurück. Speyer wird während dem Pfälzischen Erbfolgekrieg beinahe dem Erdboden gleichgemacht und die Bewohner müssen die Stadt verlassen. Viele erhalten ein Asyl in Frankfurt am Main. Bei ihrer Rückkehr entscheiden sich die Bürger für den Neubau einer lutherischen Stadtkirche. Die Kirche zur «Heiligen Drey-Einigkeit» wird 1717 eingeweiht und lehnt sich im Stil an die Katharinenkirche in Frankfurt am Main an. Doch kaum 80 Jahre nach ihrer Fertigstellung kommt die Französische Revolution in der Pfalz an und die Kirche wird Opfer von Raub und Profanierung.

Trotz ihrer bewegten Geschichte bleibt der Spätbarock im Inneren der Kirche erhalten. Die Decke und das Holzgewölbe sind reich verziert. Die Orgel schwebt beinahe über dem Altar, welcher wiederum mit Engeln geschmückt ist. Bei meinem Besuch erlebe ich eine besonders magische Stimmung. Das zweistöckige Holzgewölbe und die Deckenmalereien tauchen das Innere der Kirche in eher dunkle Töne. Auf die beiden goldenen Engel treffen durch die Fenster Sonnenstrahlen und sie beleuchten mit ihrem Goldglanz den ganzen Chorraum. Die Kirche besucht man am besten mit einem geführten Rundgang vom Tourismus-Office (keine Werbung), da sie oft nur für Gläubige geöffnet ist.

Der Jakobspilger

Verlässt man die Kirche und betritt die Fussgängerzone, entdeckt man den Jakobspilger. Speyer ist bis heute eine bedeutende Pilgerstadt. Die Bronzestatue von Martin Mayer soll daran erinnern. Sie wird 1990 aufgestellt als Geschenk von Bischof Anton Schlembach zur 2000-Jahrfeier der Stadt Speyer. Der Pilger wandert barfüssig und ist in einen weiten Mantel gehüllt. Sein Stock dient ihm als Stütze und sein Hut schützt ihn auf seinem Weg. Er schreitet mit grossen Schritten voran, nur den Weg betrachtend. Der Entertainer Hape Kerkeling machte den Speyrer Jakobspilger schlagartig berühmt als er ihn in seinem Buch «ich bin dann mal weg» erwähnt.

Judenhof UNESCO Welterbe SchUM Speyer

Die Jüdische Gemeinde in Speyer hatte im Mittelalter ein hohes Ansehen – es war sogar die Rede vom «Jerusalem am Rhein». Speyer, Worms und Mainz gehören zu den so genannten SchUM-Städten und sind UNESCO-Welterbe. Sie erhalten einzigartige Zeugnisse früher jüdischer Traditionen und umfassen vorbildgebende Gemeindezentren, Monumente und Friedhöfe. Das hervorragend erhalten gebliebene Ritualbad, Mikwa genannt, hat mich besonders fasziniert. Es wird 1128 erbaut und ist das älteste seiner Art in Deutschland. Die dazugehörige Quelle erneuert regelmässig das Wasser im Bad. Über eine steinerne Treppe geht man hinab unter die Erde und kann sowohl den Körper als auch die Seele reinigen. Man sollte nur nicht hineinfallen, wenn man die Wassertemperatur überprüfen möchte 😉

Für einen Besuch des jüdischen Friedhofs «Heiliger Sand» hat es mir zeitlich leider nicht gereicht. Mit rund 2000 Gräbern gehört er zu den grössten jüdischen Friedhöfen Deutschlands. Das früheste Grabmal ist datiert um 1058.

Altpörtel – das Stadttor in Speyer

Es geht zurück auf die Maximilianstrasse. Jeder, der Speyer besucht, kommt an dieser Prachtstrasse vorbei. Am Ostende wird sie begrenzt durch den Dom, am Westende durch den Altpörtel. Dazwischen liegen sehenswerte Gebäude, Cafés, Eisdielen, Restaurants und Shops. Der Name Altpörtel kommt von «alta porta» (hohes Tor). Das Altpörtel ist eines der wenigen erhalten gebliebenen Tore. Ursprünglich waren es 68 Tore, welche die Stadtmauer umfasste. Mit seinen 55 Metern Höhe gehört das Altpörtel zu den höchsten Stadttoren Deutschlands. Die Ausstellung sowie die Aussicht kannst du anhand einer Stadtführung geniessen.

Der Dom zu Speyer

Imposant erhebt sich das grösste romanische Bauwerk der Welt vor meinen Augen. Das Gotteshaus wird 1981 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Die Domkirche St. Maria und St. Stephan – wie sie offiziell genannt wird – war einst Ausdruck der kaiserlichen Macht der Salier. Der salische Kaiser Konrad II. macht sie zur grössten Kirche des Abendlandes. Ordnung und Symmetrie spielen eine Bedeutende Rolle. Nichts ist dem Zufall überlassen. Die Gliederung des Grundrisses dient in der Folgezeit als Vorbild für die romanische Architektur des 11. und 12. Jahrhunderts.

Schauen wir uns zuerst die Westfassade an. Der Dom, welcher Abbild der heiligen Stadt Gottes sein möchte, weist drei Tore auf der Westseite auf mit fünf Figuren über dem mittleren Tor (gemäss Apokalypse des Johannes). Die Fensterrose in der Mitte symbolisiert die Einheit des Göttlichen. Alle Speichen führen zum Haupte Christi. Die vier Evangelisten an den Ecken übermitteln die himmlische Botschaft den irdischen Seelen.

Nun betreten wir die Vorhalle des Westbaus. Der Besucher betritt den Dom zu Speyer von Westen her und gelangt durch den Dom nach Osten. Er lässt somit die Finsternis und das Böse hinter sich, um zu Christus zu gelangen (Röm 13, 12). Durch 2 x 6 Stufen (insgesamt 12 – als Symbol der Vollkommenheit) gelangt der Besucher durch ein imposantes Tor in die Kathedrale. «Ut unum sunt» – auf dass sie alle eins seien, ruft uns das Portal in Erinnerung (Mahnmal für die Einheit der Kirche, siehe Schisma). Die bronzene Domtüre zeigt Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Nicht satt sehen kann ich mich wieder einmal an dem Figurenschmuck in der Vorhalle. Doch jetzt ab in die Kirche.

Passiert man die enge Pforte, staunt man über die gewaltigen Masse des Kirchenschiffes. 12 Bögen spannen sich zwischen mächtigen Pfeilern (analog zu den 12 Aposteln). Bei einem Blick in die Höhe sehen wir, dass jeweils zwei Arkaden überwölbt werden. Dadurch entstehen 6 grosse Gewölbe. Diese symbolisieren den Himmel und die sechs Tage der Schöpfung. Maria ist die Schutzpatronin des Doms zu Speyer sowie des Saliergeschlechtes. Sie begleitet mich auf dem Weg zum Altar (Glasfenster, Schriftzüge im Fussboden). Am Chor steht eine grosse Marienfigur. Das Innere der Kirche ist wie bei den meisten romanischen Kirchen schlicht gestaltet.

Über eine Treppe gelangt man in das Querschiff und blickt von dort aus in die Vierung. Man bemerkt, dass der Speyrer Dom als Grundriss ein Kreuz zur Vorlage hat. Über der Vierung öffnet sich eine grosse Kuppel, welchen den siebten Tag der Schöpfung symbolisiert. Hier findet man Ruhe, hier kehrt man ein und findet zu Gott. Die Kuppel in ihrer achteckigen Form verweist auf den Sonntag, den Tag der Ruhe, der Vollendung und der Auferstehung. Der Chor mit der Apsis bildet den Abschluss der Kathedrale. Die Apsis symbolisiert das Haupt Christi und das Haupt der Kirche. Jeden Morgen mit dem Sonnenaufgang wird dieses erneut mit Licht und Leben erfüllt.

Du siehst wie viel Bedeutung der göttlichen Ordnung und der Symmetrie beigemessen werden. Im linken Seitenschiff befindet sich die Afrakapelle, die für das Gebet reserviert ist. Die Martins- und Taufkapelle im rechten Seitenschiff lädt zur Erneuerung des Taufgelübdes ein. In der Katharinenkapelle werden die Reliquien des Doms zu Speyer verehrt. Nun geht es ab unter die Erde.

Die romanische Krypta bildet den ältesten Teil der Kirche. Meiner Meinung nach eine der schönsten Unterkirchen weltweit. Sie dient als Grablege für acht Kaiserinnen und Kaiser, vier Könige und mehrere Bischöfe. Die Hallenkrypta hat eine Breite von 35 Metern und eine Länge von 46 Metern und ist die grösste Unterkirche, die ich je gesehen habe. Sie wird 1041 geweiht und enthält sieben Altäre. Aufmerksamkeit verdient auch das älteste romanische Taufbecken nördlich der Alpen. Es befindet sich in der Chorkrypta. In der Vorkrypta fällt mein Blick auf das Epitaph – die Grabplatte – von König Rudolf I. von Habsburg. Bemerkenswerterweise wird er nicht idealisiert dargestellt, sondern gealtert und mit individuellen Gesichtszügen. Zudem lassen sich Reste einer Farbfassung ausmachen.

Über eine Treppe gelange ich zu den Kaisergräbern. Sie befinden sich nicht mehr an der ursprünglichen Grablegestelle und sind erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts für die Öffentlichkeit zugänglich. Ursprünglich nur für Kaiser Konrad II. und seine Frau als Grablege vorgesehen, entwickelt sich der Dom zu Speyer zu einer Reichsgrablege, die weitere Herrscher der Salierdynastie sowie Kaiser und Könige der Staufer, Habsburger und Nassauer inkludiert. Mehrere Hinweise deuten darauf hin, dass es eine noch ältere Vorgängerkirche gab. Noch heute werden zu besonderen Anlässen Gottesdienste in der Krypta gehalten.

Übrigens: Den Turm kannst du auch besichtigen. Auf dem Weg hoch kommst du am Kaisersaal vorbei. Ich bin aber schon zu müde und brauche ein Erfrischungsgetränk. Ausserdem soll man immer etwas für den nächsten Besuch übrig lassen 😉  So verlasse ich den Dom und schaue nochmals zurück auf die imposante Aussenfassade.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Speyer:

  • Feuerbachhaus (Geburtshaus des Malers Anselm Feuerbach)
  • Gedächtniskirche (neugotische Kirche mit sehenswertem Glasfensterzyklus)
  • Grab von Helmut Kohl im Adenauerpark
  • Sophie-La-Roche-Stube (Gedenkstätte für die Schriftstellerin Sophie La Roche)
  • Rathaus von Speyer (historischer Ratsaal, Spätbarockbau)

Speyer ist die letzte Station meiner kleinen Deutschlandreise. Nun geht es für mich wieder zurück in die Schweiz. Ich habe viel erlebt und freue mich schon alle Eindrücke zu verarbeiten. Vor Speyer habe ich Heidelberg und Worms besucht. Schaue dir gerne die Beiträge dazu an.

Bilderquelle: Eigene Aufnahmen

Literatur

Thiebes, Bruno: Kleines Dombuch. Einführung in Geschichte, Bau und Bedeutung des Domes zu Speyer. Speyer 2018.