Im heutigen Blogbeitrag möchte ich dir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Heidelberg zeigen. Von Zürich aus ist Heidelberg in rund drei Stunden Autofahrt erreichbar und somit ein perfektes Ausflugsziel für ein Wochenende, allenfalls für einen Tagesausflug. Bei meinem Aufenthalt hat es leider den ganzen Tag geregnet (gerade mal 5min Sonnenschein), so dass der Eindruck natürlich nicht derselbe war wie bei schönem Wetter. Dafür habe ich mehrere gute Cafés und Restaurants kennengelernt, was auch seine Vorteile hat. Insgesamt war ich vier Tage unterwegs und habe nach Heidelberg noch Worms und Speyer besucht, so dass ein kleiner Roadtrip entstanden ist. Bevor ich dir die beiden anderen Städte vorstelle, möchte ich dir zeigen, was du an einem Tag in Heidelberg anschauen kannst. Natürlich gibt es noch viel mehr zu entdecken.

Die Altstadt von Heidelberg und ihre lauschigen Plätze

Die Altstadt von Heidelberg hat viele gemütliche Ecken. Als Studentenstadt fällt jedem Besucher gleich die internationale Atmosphäre auf. Multi-Kulti nicht nur in der Essenspalette, sondern auch beim Shoppen. Hier gibt es noch viele individuelle Läden und ich bin höchst erfreut, dass die meisten «Standard»-Marken nicht in der Altstadt zu finden sind (diese haben sich vermehrt am Rande der Stadt versammelt). Lass uns mit dem Stadtspaziergang durch Heidelberg starten:

Der Karlsplatz

Vom Karlsplatz aus hat man einen tollen Blick auf das Schloss und rundherum finden sich gemütliche Kaffees. Der heute weitläufige Platz, benannt nach Grossherzog Karl Friedrich von Baden, entstand nach dem Abriss eines Franziskanerklosters. Auffallend ist der grosse Brunnen in der Mitte des Platzes, welcher 1978 vom Berliner Bildhauer Michael Schoenholtz geschaffen wurde und dem Humanisten Sebastian Münster (1488-1552) gewidmet ist. Auch die beiden am Platz gelegenen Barockhäuser fallen ins Auge: Das Palais Boisserée sowie das Haus, in welchem sich seit 1923 die Akademie der Wissenschaften befindet.

Der Kornmarkt

Zugunsten eines Kraut- und Milchmarktes wurde das alte Spital abgerissen und machte Platz für den Kornmarkt. In der Mitte befindet sich der Brunnen mit der «Kornmarkt-Madonna», welche von den Gegenreformatoren im Jahr 1718 als ein Zeichen des Protestes aufgestellt wurde.

Der Marktplatz

Der Dom und das Rathaus befinden sich direkt am Marktplatz. Du befindest dich nun auf einem der ältesten Plätze der Heidelberger Altstadt. Die Einwohner versammelten sich dort bereits im Mittelalter und tauschten Waren aus. Die heutige Gestaltung des Platzes wurde um 1700 umgesetzt nach der Zerstörung und den Bränden des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-1697). In der Mitte sehen wir den Herkulesbrunnen, welcher 1705 vom ungarischen Bildhauer Heinrich Charrasky geschaffen wurde und auf die «Herkules-Aufgabe» des Wiederaufbaus der Stadt hinweist – eine durchaus politische Aussage.

Der Original-Herkules befindet sich jedoch im Kurpfälzischen Museum. Am Platz ist eine Kopie aufgestellt. Beim gegenüberliegenden Rathaus finden wir ebenfalls ein Werk des ungarischen Bildhauers, nämlich das kurpfälzische Allianzwappen. Meiner Meinung nach ist das mit Abstand schönste Haus in der Altstadt das «Ritterhaus». Das prachtvoll dekorierte Renaissancegebäude ist dem Heiligen Georg gewidmet und stammt aus dem Jahr 1592. Touristen dürfen hier seit rund 300 Jahren übernachten, was sich beispielsweise der französische Schriftsteller Victor Hugo (1802-1885) nicht entgehen liess.

Das Brückentor

Beim Brückentor versammeln sich bei Sonnenschein alle Touristen. Dank Regen hatte ich die Brücke beinahe für mich allein. Von hier aus hat man einen besonders guten Blick auf das Schloss. Das mittelalterliche Tor wird von zwei Türmen flankiert und diente früher als Wächter- und Gefängnishaus. Bis ins Jahr 2004 war der östliche Turm bewohnt und so trafen sich dort einst berühmte Künstler, Architekten und Schriftsteller, unter anderem auch der für mein Studium wichtige Philosoph Jürgen Habermas.

Gleich beim Brückentor befindet sich der berühmte Heidelberger Brückenaffe, dessen Geschichte bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Die Bronzestatue von Gernot Rumpf wird 1977 aufgestellt und symbolisiert Schamlosigkeit und Lüsternheit. Der Spiegel in der Hand ruft zur Selbstreflexion auf. Im Gegensatz zum zerstörten Original greift sich der heutige Affe nicht mehr an sein Hinterteil. Möchtest du Heidelberg wieder besuchen? Dann streichle über den ausgestreckten Kleinen- und Zeigefinger der rechten Hand. Eine Berührung des Spiegels verspricht Reichtum, die Mäuse hingegen reichen Kindersegen. Jetzt musst du dich nur noch entscheiden 😉 Bei der Statue auf der Brücke über dem Neckar handelt es sich um Kurfürst Karl Theodor (1724-1799). Bereits Mark Twain spricht übrigens auf seiner Europareise von der «anmutigen Schönheit» des Neckartals.

2 Kirchen in Heidelberg

Die Heiliggeistkirche in Heidelberg ist mit rund einer Million Touristen jährlich eine der meistbesuchten Kirchen in Deutschland und hat eine bewegte Geschichte. Ursprünglich im romanischen Stil erbaut, wird sie später im gotischen Stil ergänzt. 1438 beschliesst Kurfürst Ludwig III. seine Bibliothek der Universität zu vermachen und bringt diese in den Emporen der Kirche unter. So diente der Gottesraum auch als Universitäts-Lesesaal. Diese frühe Form von Multifunktionalität ist einzigartig.

Die Bibliotheca Palatina – wie sie einst genannt wurde – gehörte im 16. und 17. Jahrhundert zu den bedeutendsten Bibliotheken des Abendlandes. Sie vereinte die Bestände der Universität, die 1386 (!) gegründet wurde, mit den Beständen der Schlossbibliothek und der Lorscher Klosterbibliothek. Sogar der «Codex Manesse», welcher übrigens in Zürich verfasst wurde, befindet sich kurze Zeit in der Sammlung. Mit dem Bildersturm wird fast sämtlicher Kirchenschmuck zerstört. Danach wechselt die Konfession zwischen evangelisch und katholisch ab. Die Gräber der Kurfürsten werden im Pfälzischen Erbfolgekrieg alle zerstört bis auf das sich im linken Seitenschiff befindende Grabmal von Ruprecht III. und Elisabeth von Hohenzollern. Übrigens: Auf den Vorgängerversionen der Orgel spielten bereits Mozart und Albert Schweitzer.

Als eine der wenigen Kirchen übersteht die Jesuitenkirche die Säkularisierung im Äusseren beinahe unbeschadet und gehört zu den schönsten Barockbauten von Heidelberg. Besonders gefallen hat mir die Marmorkanzel. Sie stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Heidelberger Schloss – Symbol der Romantik

Das Schloss von Heidelberg wäre einen eigenen Blogbeitrag wert. Da sich jedoch bei meinem Besuch die Schleusen des Himmels öffneten und ich auch noch die Führung verpasste, entpuppte sich mein Aufenthalt kürzer als erwartet. Das Transportmittel hinauf ist eine Bergbahn, denn das Schloss liegt mit 567 Höhenmetern auf dem Weg hinauf zum Königsstuhl. Stolz berichtet mir die Person an der Kasse, dass die Standseilbahn eine besondere Touristen-Attraktion sei. Seine Enttäuschung ist gross als ich ihm sage, dass ich aus der Schweiz komme. Die ursprüngliche Bahn wurde mit Wasserballast angetrieben und erst später in eine elektrische Seilbahn umfunktioniert. Die Bahn fährt alle 10min und erreicht in wenigen Minuten die Station ‚Schloss‘.

Bei der Schlossanlage in Heidelberg handelt es sich um einen riesigen Komplex von Ruinen, restaurierten Gebäuden und jüngeren, intakten Bauten sowie einer grossen Gartenanlage. Die Innenräume sind (leider) nur mit einer Führung zu besichtigen. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wird das Heidelberger Schloss zweimal zerstört und niedergebrannt. Bis heute sind grosse Teile der Anlage Ruinen geblieben.

Für diese 10 Highlights der Schlossanlage solltest du dir Zeit nehmen:

  • Ruprechtsbau
  • Ottheinrichsbau
  • Friedrichsbau und die Schlosskapelle
  • Gläsener Saalbau
  • Grosser Altan (grosse Terrasse)
  • Stückgarten und Schlossgarten
  • Frauenzimmerbau
  • Bibliothek bzw. Herrentafelstube
  • Fassbau
  • Apothekenmuseum

Für den Eintritt ins Apothekenmuseum braucht es übrigens keine Teilnahme an einer Führung. Und die Besichtigung lohnt ich! Hast du gewusst, dass die weltweit erste Apotheke in Bagdad entstand?

Abschluss mit Schuss: «Kneipen- und Partymeile»

Für das Abendmahl finde ich mich in der Kulturbrauerei ein – hier geht es rustikal zu und es gibt gut bürgerliche Küche. Das Restaurant befindet sich am östlichen Ende der Altstadt. Dort ist die Dichte an Kneipen und Bars am höchsten. Legendär sind auch einige in der Nähe gelegenen Studentenlokale wie beispielsweise der «Rote Ochsen». Quasi gleich um die Ecke befindet sich auch das Tourist-Office von Heidelberg (am Neckarmünzplatz).*

Weitere Sehenswürdigkeiten in Heidelberg

Heidelberg an einem Tag zu entdecken war sehr intensiv und ich habe viel bei meinem Stadtrundgang gesehen und gelernt. Natürlich gäbe es noch zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten, so beispielsweise die Alte Universität mit ihrem Museum und ihrer alten Aula. Nicht unweit von der Universität entfernt, befinden sich die alten Arrestzellen für Studenten (Studentenkarzer).

Zudem kannst du in Heidelberg auf dem bekannten Philosophenweg flanieren. Aufgrund des starken Regens habe ich mich nicht auf den 2km langen Weg begeben. Entlang der Meile gibt es prächtige Villen zu entdecken, aber auch eine exotische Pflanzenwelt. Vielleicht scheint bei deinem Besuch ja die Sonne 😉

*keine Werbung für die genannten Restaurants

Bald geht’s weiter nach Worms und Speyer.

Schaue dir auch meinen Beitrag zur Museumsinsel in Berlin an.

Bilderquelle: Eigene Aufnahmen

Literatur

Lehmstadt, Mark: Heidelberg an einem Tag. Ein Stadtrundgang, Leipzig 2020.