Sandfliegen, Glühwürmchen, Zwergpinguine, Keas, Wale, Albatrosse und Robben. Wunderschöne Wanderwege und überfüllte Touristenorte. Links Fahrer, Lord of the Rings Fans und zu viele Schweizer. Die Südinsel von Neuseeland ist vielfältig und faszinierend. Wir bereisen sie zwei Wochen lang und berichten über unsere witzigen und nachdenklichen Erlebnisse. An unexpected journey begins…
KAIKOURA. Es ist Weihnachten. Den Tag zuvor haben wir regelrecht verschlafen und brechen deshalb fit und munter nach Kaikoura auf. Im Kopf im zwei Sekundentakt die eine Devise: LINKS FAHREN! Der Ort selbst ist gemütlich mit kleinen Cafés und Läden, die Touristen sind es leider weniger, denn alle haben dasselbe Ziel: Whalewatching. Wir machen mit und sehen drei von den faszinierenden Säugetieren. Ein paar neugierige Delfine und hungrige Albatrosse stossen dazu. Der Kapitän sagt stolz: It’s really Christmas for you. Normally, we don’t see as many whales on a trip. Wahrscheinlich sagt er das jedem, aber egal. Wir geniessen es, aber fragen uns danach, ob man wirklich alles mitmachen muss, denn für die Wale ist das sicher ein Riesenstress. Im Übrigen auch für die Menschen: Dreiviertel der Besatzung greift zum berühmten Papiertütchen, wir gehören zum stolzen anderen Viertel. Es folgt ein Spaziergang an der Küste, an der sich Herr und Frau Robbe keineswegs von Menschenwesen in irgendeiner Art stören lassen, denn die Hauptbeschäftigung gilt dem vor sich Hindösen an der Sonne. Auf dem Rückweg finden wir ein gemütliches Diner. Es gibt Fish ‘n‘ Chips und wir freuen uns darüber wie zwei kleine Kinder – unsere ersten Fastfood-Weihnachten.
CHRISTCHURCH. Die Stadt hält sich an das Motto: Everything is going to be alright. Und das ist gut so, denn die Erdbeben in den Jahren 2011 und 2016 haben schwere Schäden verursacht. Einzelne Quartiere wirken wie Geisterstädte. Viele Gebäude sind abgeriegelt. Die Stadt hat uns geschockt und berührt, denn die Menschen, die dort leben brauchen Stärke und Optimismus. Einzig im schönen Stadtgarten können wir der erdrückenden Stimmung etwas entfliehen.
TEKAPO. Oder: Hunde, Schafe und fette Hummeln. Zuerst einmal: Wir sind grauenhaft erkältet. Ein typischer Tag an dem wir zu Hause im Bett geblieben wären und nichts gemacht hätten. Stattdessen steht Aktivsein auf dem Programm. Ja, der Lake Tekapo hat wirklich so eine kitschige türkisene Farbe. Und ja, der Ort wird überrannt von Touristen. Die gute Nachricht: Etwas ausserhalb gibt es noch erholsame Ecken. So fette Hummeln wie hier habe ich noch nie gesehen – da muss ein Schnappschuss her. Wir schliessen die Gegend rund um den Mt. Cook sofort ins Herz. Spät abends auf unserem Campground sehen wir zum ersten Mal seit langem wieder einen prächtigen Sternenhimmel. Da kommt Romantikstimmung auf – oder ein gebrochenes Stativ, welches unseren Sternefotografie-Künsten nicht standhalten kann.
DUNEDIN. Ganz nach dem Motto: Regen in Strömen wie in Schottland. Denn die Gegend ist bekannt dafür. Kein Wunder also haben sich ursprünglich die Schotten hier niedergelassen. Auf zu den Moreaki Boulders und dann zum Larnach Castle. Ein must see ist auch der Bahnhof von Dunedin. Um nicht bis auf die Socken nass zu werden, entscheiden wir uns für einen süssen Besuch – die Cadbury Schokoladenfabrik. Dort kommt nicht nur unsere Energie zurück, sondern auch das innere Kleinkind – Schokolade probieren, und noch einmal… Dann entdecken wir etwas, das wir vor einer Woche schon gesehen haben: Den Yu Garden in Shanghai; hier aber im Kleinformat. Überraschenderweise (nicht wirklich…) machen wir im Teehaus bessere Erfahrungen, was wohl am europäischen Standard liegen muss. Auch die steilste Strasse der Welt macht vor uns keinen Halt, bevor der krönende und verdiente Abschluss des Tages kommt: Eine Fisch-Muschel-Krustentierplatte.
CATLINS. Die Catlins sind toll, aber ganz ehrlich, als Schweizer hat man das alles auch im eigenen Land und erst noch näher beisammen (bis auf das Meer, versteht sich – aber nutzlos, da eh saukalt). Schafe, Kühe, Bäume, Wiesen, Weiden, wieder Schafe, oh, eine Ziege! Unser Pocket-Guide schwärmt von einer Höhle (Cathedral Caves), so beschliessen wir Höhlenforscher zu werden. Zum Glück gibt er uns die begehbaren Zeiten an. Was er uns aber nicht sagt: Ihr müsst zuerst Kniehoch durchs Wasser waten, um zur trockenen Höhle zu gelangen (also für diejenigen unter uns, die nur 1.60m gross sind). Erster Schritt ins Wasser – Schockstarre – gefühlte minus 10 Grad. Vor Kälte zitternd erforschen wir erfolgreich die Höhle und freuen uns sehr, dass der Wasserspiegel draussen schon wieder etwas angestiegen ist. Selten habe ich mich so darüber gefreut unser Auto zu sehen und somit auch meinen Koffer mit trockenen Kleidern. Das Forschen überlassen wir nun anderen.
STEWARD ISLAND. In Steward Island gibt es zwei Sachen: Ultrasteile Strassen und viel Wald. Hier gibt es aber auch Jogger, die die steilsten Wanderwege meistern, wo ich im normalen Schritttempo schnaufe wie ein Walross. An Silvesterabend kommt bei mir der Jöh-Faktor auf, denn wir sehen Zwergpinguine. Die frechen Papageie sind auch nicht zu unterschätzen. Statt Feuerwerk gibt es ein riesiges Höhenfeuer am Strand und Prosecco direkt aus der Flasche unter Sternenhimmel. Herrlich anders.
Morgen brechen wir auf zu Te Anau, gefolgt von der Adrenalin-Junkie-Stadt Queenstown und weiteren Abenteuern. Stay tuned. Fortsetzung folgt.
Quizfrage: Wie erkennt man, ob in einem Auto Touristen sitzen oder Einheimische? Touristen stellen den Scheibenwischer an, wenn sie links oder rechts abbiegen wollen, Einheimische nicht. Die zwei Hebel sind nämlich vertauscht. Das ergibt sehr amüsante Momente auf der Reise.
Hier geht es zum 2. Teil über die Südinsel von Neuseeland: Von Te Anau bis Abel Tasman NP
Bilderquelle: Eigene Aufnahmen