Mit King Kong um die Wette lachen? Ginger Beer im Green Dragon trinken? Grunzende Schweine auf der Strasse vertreiben? Kein Problem auf der Nordinsel von Neuseeland. Lass dich von der Farbenpracht in Rotorua verzaubern, bevor du in die Versuchung kommst den „One Ring“ zu kaufen, um dann doch den Mount Doom zu erklimmen. My precious awaits!
WELLINGTON. Windy Wellington, wie die Einheimischen ihre Stadt nennen, macht seinem Namen alle Ehre. Um die Swissness nicht zu verlieren steigen wir in eine Cable Car und fahren den Hausberg hoch. Die Aussicht lohnt sich allemal. Beim Spaziergang nach unten stolpere ich doch tatsächlich über eine 2 Euro Münze. Am Nachmittag folgt „Nerd-Alarm“, denn wir besuchen die Weta-Caves. Zusammen mit King Kong und den Hobbit-Trollen lachen wir um die Wette und staunen über die Preise des „One ring to rule them all.“
WILDSIDE und BLUEBERRY MUFFIN. Angelockt und verführt von einem intensiv duftendem Lavendelfeld und einer vielversprechenden Tafel, zieht es unser Auto direkt auf einen Parkplatz im Nirgendwo bzw. auf der Forgotten Highway. Das Angebot, ein Kaffee serviert mit einem lauwarmen, selbstgemachten Muffin, können wir nicht ausschlagen nach mehreren Stunden Fahrt. Selbstverständlich sich wir auch hier nicht die einzigen Schweizer. Ausreichend gestärkt blicken wir in den Laden nebenan und ertappen uns wie wir mit zwei vollen Säcken an Souvenirs wieder rausschleichen. Die Frage, wie das alles in unseren Koffer passt, ignorieren wir vorübergehend. Zum Sonnenuntergang am Strand wird das von uns auserkorene Nationalgetränk Wildside genossen – einfach herrlich.
MT EGMONT treibt mit uns ein abwechslungsreiches Versteckspiel. Prachtvoll zu sehen während der Autofahrt, sobald wir einen Parkplatz finden, um anzuhalten und ihn zu fotografieren, versteckt er sich hinter dicken Wolken. Auf der anschliessenden Wanderung zeigt er sich praktisch gar nicht mehr. Ob es an uns liegt? Schliesslich haben wir gestern nicht anständig aufgegessen. Wir werden es wohl nie herausfinden.
TONGARIRO CROSSING. Heute wollen wir die anspruchsvollste Wanderetappe unserer ganzen Reise leisten: Das Tongariro Alpine Crossing. Die gesamte Strecke beansprucht vier Tage, aber den schönsten Teil davon kann man in einer Tageswanderung bewältigen, im Schnitt in sieben Stunden, je nach Kondition. Unser Hotel hat im Angebot eine Lunchbox, die sich, wie sich später zeigt, sehr lohnen wird. Und auch Petrus meint es gut – das Wetter ist sonnig, vereinzelt Wolken. Dann heisst es sehr früh aufzustehen, so dass der anstrengendste Abschnitt vor Mittag bewältigt ist. Diese Steigungen, das Auf und Ab, Wahnsinn. Und diese herrliche Sicht. Dann fällt mir ein, dass dies der Drehort von LOTR war – der Schicksalsberg oder Mount Doom. Ja, und genauso wie Frodo komme ich mir vor, nur dass ich keinen Sam habe, der mich stückweise trägt. Selten zuvor habe ich mich gleichzeitig so erschöpft und so lebendig gefühlt. Die Farben der Bergseen, des Vulkangesteins, die dampfenden Erdlöcher – unbeschreiblich. Einzig die Heerscharen von Touristen muss man sich wegdenken. Da gibt es tatsächlich diejenigen, die diese alpine Wanderung mit Turnschuhen machen. 1000 Mal bin ich meinen Wanderschuhen für ihre gute Stütze dankbar. Der Weg bis zum Parkplatz scheint sich endlos dahinzuziehen und den Shuttlefahrer könnte ich umarmen. War es doch mit Abstand die anspruchsvollste Wanderung, ist sie aber auch die Einzige, die ich ohne zu zögern gleich wieder machen würde, denn die Emotionen und Eindrücke sind unbeschreibbar. Was könnte nun besser sein als ein kaltes Magnum-Eis von der Tankstelle?
Über TAUPO geht es nach GISBORNE. Ersteres begrüsst uns mit sintflutartigem Regen, so dass alle geplanten Aktivitäten wörtlich ins Wasser fallen. Wir entdecken einen Manuka-Shop und verfallen dem Shopping-Fieber. Von Kosmetikartikel über Met bis hin zu Honig-Feigen-Eiscreme – alles, was das (Honig-)Herz begehrt, ist dabei (das leidige Thema mit dem Koffer lassen wir hier wieder weg). Gisborne, so sagt man, habe den frühesten Sonnenaufgang der Welt. Den wollen wir natürlich nicht verpassen und es heisst um 5Uhr morgens aufstehen. Been there, done that…
Te Waha O Rerekohu heisst das, was vor uns steht: Ein gigantischer Pohutukawa Baum. Von Gisborne geht es heute nach Matamata. Neben dem imposanten Baum machen wir heute zudem unerwartete Tierbegegnungen. Genauer gesagt haben wir es mit freilaufenden Kühen, Schafen, Pferden, Hühnern und einem Schwein zu tun, welche auf einsamen Strassen unseren Weg kreuzen bzw. versperren. Unsere Geschicklichkeit und Geduld wird auf die Probe gestellt. Sowohl das Auto als auch die Tiere bleiben heil.
Auch MATAMATA bietet einige komische Gestalten, aber in Menschenform (um nicht Freaks zu sagen). Für die eingefleischten unter uns reicht der Name Matamata aus, um Bescheid zu wissen. Für alle anderen: Willkommen im Auenland bzw. im Shire. Für alle LOTR und Hobbit-Fans ist dieser Ort hier ein must-see. Für Gross und Klein hat der Ort viel zu bieten. Die Touri-Parade par excellence, aber super durchorganisiert. Gestaffelt wird man von einer Hobbit-Höhle zur anderen gebracht, detaillierte Erklärungen und Zeit für ein Foto inklusive. Wir werden extrem kreativ und haben plötzlich lauter Flausen im Kopf. Gerade in Höchstform aufgelaufen, endet unsere Tour bei einem Ginger Beer im Green Dragon.
ROTORUA. Rot, gelb, Orange, Grün, Blau, Braun – ein unheimliches Farbenspektrum begegnet uns in Rotorua. Überall zischt, blubbert und sprudelt es. Wir können uns nicht satt sehen. Hier sind sie wieder, meine Lieblinge, die Mud-Pools (im Shop gibt es Mud-Gesichtsmasken, die ich natürlich kaufen muss. Einfach gute Geschäftsleute diese Neuseeländer…). Nach all diesen blubbernden, heissen Eindrücken braucht es dann dringend einen Eiskaffee zur Abkühlung.
AUCKLAND. Mit gemischten Gefühlen fahren wir in Richtung Auckland. Es sind die letzten zwei Tage auf der Nordinsel. Die Hitze erschlägt uns förmlich. Wir beschliessen den Tag im kühlen Aquarium zu verbringen und haben einen intensiven Kommunikationsaustausch mit einem neugierigen Tintenfisch. Am späteren Nachmittag lässt sich die Stadt besser erkunden und wir begegnen – o Wunder – auf dem Aussichtsberg wieder einem Schweizer. Schon steht der Abflug wieder bevor, aber mit Zwischenstopp in Singapur. Vielen Dank an alle Neuseeländer – ihr seid wunderbare Gastgeber!
Hier geht es zum 1. Teil über die Südinsel von Neuseeland: Von Christchurch bis Steward Island.
Bilderquelle: Eigene Aufnahmen, Nordinsel Neuseeland
Liebe Saskia,
von Neugier getrieben habe ich den ArCuFo-Blog mit stetig wachsendem Vergnügen durchgeblättert und bin begeistert!
Alle Achtung, was es da hier zu sehen gibt – großartig, informativ und hervorragend präsentiert!
Mit großer Bewunderung und herzlichen Grüßen
Ihr alter
Wolf Peschl
Vielen Dank für den netten Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Ihnen mein Blog gefällt und freue mich immer über neue Leser 🙂