Bei meinem letzten Besuch in Berlin war ich 12 Jahre alt. Damals besuchte ich mit meinen Eltern die sich noch im Aufbau befindende Museumsinsel, jedoch war mein Interesse daran – sagen wir mal – gering. Heute sieht das schon anders aus und so habe ich mit voller Freude verschiedene Museen in Berlin wiederentdeckt, alte Bekanntschaften erneuert (Nofretete) sowie weitere Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt Deutschlands kennengelernt. Im heutigen Beitrag möchte ich dir über meinen dreitägigen Besuch erzählen. Vielleicht nimmst du das eine oder andere mit, wenn du selbst einen Städtetrip nach Berlin planst.

Spaziergang «Unter den Linden» und das Brandenburger Tor

Ich komme in Berlin am neuen Flughafen an, Berlin Brandenburg Willy Brandt genannt – kurz BER, der nach Jahrzehnten Bauzeit im Jahr 2020 endlich eröffnet wurde. Der alte Flugplatz Berlin-Tempelhof, welchen ich aus meiner Kindheit kenne, wurde 2008 eingestellt und heute fliegen dort nur noch Flugdrachen und Vögel, denn er wurde in einen Park umgewandelt. Die Fahrt in die Innenstadt ist nun etwas länger. Das Hotel liegt in der Nähe des Brandenburger Tors und so beschliesse ich einen Spaziergang am Boulevard «Unter den Linden» zu machen. Der 1.5km lange Weg führt vom Brandenburger Tor bis zum Berliner Dom und unterwegs lassen sich viele Sehenswürdigkeiten entdecken, unter anderem die Staatsoper und das Humboldt Forum. Die Flaniermeile war lange Zeit eine Baustelle aufgrund der entstehenden U-Bahn-Line. Am Abend finde ich mich in einem schicken Restaurant wieder mit Aussicht auf das Brandenburger Tor, welches in den Farben des Union Jacks beleuchtet wird, da ein Tag vor unserer Ankunft Queen Elisabeth II. verstorben ist. Das Sandstein-Tor wurde übrigens von König Friedrich Wilhelm II. im Jahr 1788 in Auftrag gegeben und diente als krönender Abschluss der schönen Linden-Allee. Während der Zeit der Mauer in der DDR befand sich das Brandenburger Tor im Sperrbereich und konnte nicht besucht werden. Heute dient das im klassizistischen Stil erbaute Tor als Symbol der Einheit und ist ein Hotspot für Selfie-Fans. 😉 Übrigens: Weisst du wie das Pferde-Gespann, welches das Tor krönt, genannt wird? Es handelt sich um eine Quadriga – ein Wagen, der von vier Pferden gezogen wird. Die Quadriga am Brandenburger Tor wird zwei Jahre nach dessen Fertigstellung platziert.

Besuch der Museumsinsel in Berlin

Das Pergamonmuseum

Das Pergamonmuseum ist das erste Museum, das ich besuche – es gehört zu den Staatlichen Museen zu Berlin und besitzt neben dem Louvre und dem British Museum eine der bedeutendsten Sammlungen vorderasiatischer Kultur. Es hat meiner Meinung nach drei Sehenswürdigkeiten, die du nicht verpassen darfst. Die ersten beiden Hauptattraktionen befinden sich in der Mittelachse des Gebäudeteils: Das Ischtar-Tor und das Markttor von Milet.

Das Ischtar-Tor wurde vom babylonischen König Nebukadnezar II. (640-562 v. Chr.) errichtet und befand sich im heutigen Irak. Im Pergamonmuseum in Berlin befindet sich eine Rekonstruktion des Tores. Nach dem Untergang von Babylon zerfiel das Tor, jedoch konnten bei den Ausgrabungen Bruchstücke gefunden und in der Rekonstruktion ergänzt werden. Doch nicht nur das Ischtar-Tor, sondern auch die Prozessionsstrasse und die Thronsaalfassade von König Nebukadnezar II. kannst du heute im Museum bestaunen. Die Wandflächen sind in einem wunderschönen Blau gehalten und Tiere wie Löwen, Stiere und Fabelwesen schmücken die Fassade.

Ein weiterer prächtiger Durchgang bietet das aus Marmor gefertigte Markt-Tor von Milet. Man kann direkt durch das Ischtar-Tor hindurchgehen und befindet sich beim Markttor – von Babylon quasi direkt nach Milet 😉 Das Tor wurde um 100 n. Chr. errichtet und umfasst eine Höhe von 17 Metern und eine Breite von knapp 29 Metern. Im Raum befinden sich weitere Objekte des Römischen Reiches, welche aus den verschiedensten Regionen stammen – von Italien bis Syrien, unter anderem ein wunderschöner Mosaik-Boden mit Tiermotiven und Kampfszenen.

Pergamonmuseum: Das Panorama von Yadegar Asisi in Berlin

Das imposanteste Denkmal des Museums befindet sich zurzeit leider in Sanierung (voraussichtlich bis 2025) und kann nicht besichtigt werden – der berühmte Pergamon Altar. In der Zwischenzeit kann man den Pergamon-Altar jedoch als 3D Scan einsehen oder man besucht das Pergamon Panoramamuseum und bestaunt dort das 360°-Panorama von Yadegar Asisi. Neben Objekten und wunderschönen Skulpturen aus der Antikensammlung, kannst du ins Jahr 129 n. Chr. zurückreisen und die antike Stadt Pergamon auf verschiedenen Etappen entdecken. Der Panorama-Künstler Asisi führt uns in eine Rekonstruktion der Stadt während der Zeit von Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.). Es macht richtig Spass die verschiedenen Szenen zu entdecken – mal befindest du dich mitten im Marktgetümmel, mal in einer Opfer-Szene, dann bei einer ausgelassenen Dionysos-Feier oder im Tempel bei Priesterinnen. Auch Armut und Sklaverei werden gezeigt. Zudem gelangt man über eine Treppe in der Mitte bis zum oberen Ende der Installation, welche rund 30 Meter hoch ist. Tag- und Nacht, Licht und Schatten intensivieren die Beobachtungen. Man fühlt sich als Teil des Geschehens und hat doch einen sicheren Abstand.

Der Originalaltar wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. erbaut und im 19. Jahrhundert wiederentdeckt. Bei der Ausgrabung gelangten so verschiedene Fundstücke nach Berlin. Im Pergamonmuseum kann man somit eine Teilrekonstruktion sehen. Der riesige Sockelfries des Altars zeigt den ungleichen Kampf zwischen Göttern und Giganten und ist ein Meisterwerk hellenistischer Baukunst.

Ägyptisches Museum und Papyrussammlung

«Beschreiben nützt nichts, ansehen» (Zitat aus dem Tagebuch des Grabungsleiters Ludwig Borchardt)

Der grosse Star des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung in Berlin ist eindeutig die Büste der Nofretete. Befand sie sich bei meinem letzten Besuch noch in einem Raum mit anderen Skulpturen zusammen, nimmt sie heute einen eigenen Raum ein und befindet sich hinter dicken, gesicherten Glasscheiben – Fotografieren nicht erlaubt (hätte ich doch damals… 😉 ). Die Büste wird um 1340 v. Chr. angefertigt und ist farbig bemalt. Nofretete ist die Hauptgemahlin des Pharao Echnaton (auch Sonnenkönig genannt) und über die Jahre wird ihr Antlitz zur Ikone der Schönheit erhoben. Über ihr Leben und Wirken existieren jedoch nur Vermutungen und wenig gesicherte Erkenntnisse. Im Jahr 1912 wird die Büste bei einer Grabung entdeckt und der deutschen Seite zugesprochen; so gelangt sie ins Berliner Museum. Seit 2008 kann man einen 3D-Scan der Büste kostenlos herunterladen. Doch dieser ersetzt definitiv den Besuch des Originales nicht. Nofretete und ihr Mann Echnaton begeistern die Besucher bis heute und gehören neben der Mona Lisa und Mozart weltweit zu den bekanntesten Werbeträgern.

Samurai Museum Berlin

Das Samurai Museum in Berlin hat mich begeistert, nicht nur, weil mich die japanische Kultur so interessiert, sondern auch, weil mich das Ausstellungskonzept überzeugt hat – interaktiv und innovativ zugleich. So kannst du beispielsweise im ersten Saal deinen eigenen Kitsune farbig gestalten – Kitsune ist ein fiktives Wesen aus dem japanischen Volksglauben in Form eines Fuchses, welcher magische Kräfte besitzt und oft Schabernack treibt. Kitsune begleitet dich durch die gesamte Ausstellung; er stellt dir Quiz-Fragen oder zeigt dir den Weg. Neben den kunstvollen Schwertern und imposanten Rüstungen und Helmen, kannst du im Nō-Theater alle 30min eine Trommel-Vorführung geniessen und zwar anhand einer sehr realistisch gemachten Projektion. Anhand einer weiteren Projektion im Obergeschoss kannst du in die faszinierenden Abläufe der japanischen Teezeremonie eintauchen. Begeistert hat mich auch die Touch-Screen Installation zu Beginn der Ausstellung, die mir eine individuelle Zeitreise durch die Geschichte Japans ermöglicht hat. Weitere Bildschirme in den Räumen helfen dir die Kunstwerke bis ins kleinste Detail zu zoomen. Zudem hat es mir sehr viel Spass gemacht die Herstellung eines Katanas digital mitzuverfolgen.

Das neu eröffnete Samurai Museum in Berlin setzt definitiv neue Massstäbe. Tradition und Geschichte treffen hier auf High-Tech. Die Interaktionen und die multimedialen Installationen bieten dem Besucher definitiv einen Mehrwert. Durch die Verspieltheit konnte ich mehr Wissen in mir aufnehmen und habe die Sammlung nicht erschöpft, sondern geistig erfrischt verlassen. Die ausgestellten Objekte stammen übrigens von Peter Janssen – ein leidenschaftlicher Sammler japanischer Artefakte. Die meisten Gegenstände stammen aus der späten Konfun- bis zur frühen Meiji-Zeit (6.-19. Jahrhundert); so lässt sich auch wunderbar die Entwicklung der Handwerkskunst nachvollziehen. Lass dich von Kitsune verzaubern und folge ihm auf einer Entdeckungsreise durch das Erbe der faszinierenden Kriegerelite. Es finden regelmässig öffentliche Führungen statt.

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Berliner Dom

Der Berliner Dom ist die letzte Sehenswürdigkeit in Berlin, bevor es wieder zum Flughafen zurückgeht. Die Kuppel erhebt sich im Herzen der Stadt und mitten auf der Museumsinsel. Er ist die Antwort von Kaiser Wilhelm II. auf den Petersdom in Rom – entsprechend prachtvoll ist er ausgeschmückt und aufgebaut im Stil des Neobarock und der Neorenaissance. Von aussen erinnert mich der Bau mehr an einen Palast. Die Kuppel, welche im 2. Weltkrieg zerstört und wieder aufgebaut wurde, überragt die meisten umliegenden Gebäude und bietet einen schönen Rundblick über die historische Mitte von Berlin. Innen fallen dem Besucher als erstes die vielen Goldverzierungen auf. Doch auch die Holzschnitzereien bestechen durch ihre Qualität. So ist die Kanzel beispielsweise ein Schnitzwerk von Otto Raschdorff, dem Sohn und Miterbeiter des Dombaumeisters. Die Orgel wird 1905 geweiht und zählt mit ihren 7269 Pfeifen und 113 Registern zu den grössten Orgeln in Deutschland.

Natürlich gibt es in Berlin noch viele weitere Sehenswürdigkeiten – so lasse ich gerne noch Spielraum für einen nächsten Besuch.

Möchtest du hinter die Kulissen des Samurai Museums in Berlin blicken? Dann gibt es hier ein ausführliches Video von Deep Space:

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Schaue dir auch meinen Blogbeitrag zum Städtetrip nach Montréal an.

Bilderquelle: Eigene Aufnahmen